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Rezensierte Rezension

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Eva Humperdinck Sr. M. Evamaris vs. Peter P. Pachl

 

Unserer – zuerst hier auf www.SIEGFRIED-WAGNER.org, später auch in Mitteilungsblatt XXX/XXXI, Mai 2002, 39f, der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V. (ISWG) veröffentlichten – Renzension ihres Buches: »Zwei Söhne. Siegfried Wagner und Wolfram Humperdinck« widerspricht die Autorin, Dr. Eva Humperdinck, Schwester Maria Evamaris, in einem Brief an Prof. Werner Andreas Albert, den Präsidenten der ISWG, dem wiederum der Vizepräsident, Prof. Dr. Peter P. Pachl, entgegnet. Den Wortlaut von Rede und Widerrede geben wir hier – behutsam den Erfordernissen des Internets angepasst – unverändert wieder: die entsprechenden »Links« in den Texten ermöglichen das direkte Ansteuern der jeweiligen Querverweise.


Achim Bahr


 

 

Dr. Eva Humperdinck
Sr. M. Evamaris
Schönstätter Marienschwester

Haus Providentia, 27. 6. 2002



An den Vorsitzenden
der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V.,
den Dirigenten
Herrn Professor Werner Andreas  A l b e r t  persönlich!



+Sehr geehrter Herr Professor Albert,

meine Freundin Frau Verena Lafferentz-Wagner teilte mir dieser Tage Ihren Namen und die Berliner Adresse mit, und ich möchte mich in der Angelegenheit der wohl erst kürzlich im Internet erschienenen Kritik der »Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V.« an meinem im November 2001 im Görres-Verlag Koblenz erschienenen Buch »ZWEI SÖHNE – SIEGFRIED WAGNER UND WOLFRAM HUMPERDINCK« an Sie als Vorsitzenden dieser Gesellschaft persönlich wenden.

Da die Kritik im Internet erschienen und somit vielen Menschen zugänglich ist, habe ich mich gezwungen gesehen, meine Stellungnahme zu dieser Kritik schriftlich zu fixieren und sie Ihnen und den Lesern meiner (nunmehr bereits 10.) Publikation zukommen zu lassen.

Ich sende Ihnen also beiliegend meine vierseitige Stellungnahme und dazu den dreiseitigen Ausdruck der Internet-Seite, wie ich ihn dieser Tage von Freunden zugeschickt bekam.

Vielleicht wäre es gut, wenn Sie mit dem Verfasser dieser Kritik an meinem Buch (ich vermute, dass er Peter P. Pachl heißt), die der internationalen Siegfried Wagner-Gesellschaft ja nicht gerade zur Ehre gereicht, einmal über die Kritik und meine Stellungnahme dazu sprechen würden.

Ich selbst wäre Ihnen dankbar für eine Bestätigung dieses meines Briefes und seiner (fotokopierten) Beilagen an Sie!

Zu Ihrer Information lege ich Ihnen ein Frei-Exemplar meines Buches als Geschenk bei.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre

Eva Humperdinck, Sr. M. Evamaris


 

 

Dr. Eva Humperdinck
Sr. M. Evamaris
Schönstätter Marienschwester

Haus Providentia, 25. 6. 2002



Meine Stellungnahme zur im Internet erschienenen Kritik der
Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V.
an meinem Buch
ZWEI SÖHNE – SIEGFRIED WAGNER UND WOLFRAM HUMPERDINCK

(Ein Verfasser dieser Kritik wird nicht genannt!!)
 

  1. Die Kritik nennt in ihrer Überschrift Wolfram Humperdinck den Regieschüler von Siegfried Wagner – richtiger muss es heißen Regie-Assistent: Als Siegfried Wagner den Sohn seines Lehrers Engelbert Humperdinck am 26.1.1924 in New York zur Mitwirkung als Regie-Assistent bei den ersten Bayreuther Nachkriegs-Festspielen einlädt, ist dieser bereits seit 1920 als Opernregisseur tätig, und zwar in Rostock, Neustrelitz und Weimar, und ist ab 1924/25 als Oberregisseur der Oper ans Landestheater Oldenburg verpflichtet.
     
    • Nebenbei bemerkt, schreibt Brigitte Hamann in ihrem Buch 'Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth' (Piper, München 2002) auf S.137 über die Festspiele 1925: »… zumal auch junge Bühnenbildner wie Kurt Söhnlein und Wolfram Humperdinck mehr in Erscheinung traten.« Wolfram Humperdinck hat nie den Beruf des Bühnenbildners ausgeübt, auch in Bayreuth nicht. Er war von Beruf Opernregisseur.
       

  2. Die Kritik schreibt, dass sich die Verfasserin des o.g. genannten Buches in ihrem Vorwort (falsch! – richtig: 'am Schluß ihrer Einleitung') entschuldigt (!). – »Von der fast auf jeder Seite des Buches von Peter P. Pachl 'Siegfried Wagner. Genie im Schatten' erkennbaren Tendenz möchte ich mich allerdings mit allem Nachdruck distanzieren!« – Das ist keineswegs eine 'Entschuldigung' meinerseits, sondern eine klare Absage an den Autor Peter P. Pachl, der sowohl Siegfried Wagners Person als auch seine Opernwerke immer wieder unter dem m.E. nicht beweisbaren und unwissenschaftlichen 'Vorzeichen' der Homosexualität interpretiert. Wenn Pachl auf S.236 seines Siegfried Wagner-Buches schreibt:
     
    • »… aber trotzdem [d.h. trotz der Enthüllungen Maximilian Hardens über Fürst Philipp Eulenburg und Graf Kuno Moltke] läßt er [Siegfried Wagner] sich nicht davon abhalten, selbst am hellichten Tag im Bayreuther Hofgarten, in dem im Kobold besungenen Gebüsch, seiner Form von 'les amoureux' nachzugehen.«
       

    so ist das eine – abgesehen von ihrer Geschmacklosigkeit – derart ehrenrührige Behauptung, dass Pachl m. E. geradezu verpflichtet war, sie hieb- und stichfest zu beweisen, andernfalls zu widerrufen.

    Und wenn er zwei Sätze weiter (auf S.236) schreibt:
     

    • »Die Bayreuther Bevölkerung kennt seine [Siegfried Wagners] Werke nicht, sonst würde es manchem auffallen, dass sein 'Hoppe-hoppe-Reiter'-Spiel, das er auf einer Steinbank der kleinen Röhrensee-Insel mit Jungen und Mädchen spielt, auch im Kobold vorkommt und dort nur Stufe eins einer gezielten Verführung darstellt …«,
       

    so unterstellt Pachl damit Siegfried Wagner ein strafbares Verbrechen, nämlich das des sexuellen Mißbrauchs von Kindern. Und hier wäre Pachl noch nachdrücklicher verpflichtet, für diese unerhörte Unterstellung hieb- und stichfeste Beweise zu liefern, andernfalls sie zu widerrufen!

    Um diese Tendenz handelt es sich, von der ich mich am Schluß meiner Einleitung zu meinem 'Zwei-Söhne-Buch' (wie auch schon in der Einleitung im Band III meiner Humperdinck-Wagner-Tetralogie) mit allem Nachdruck distanziere!

    Inzwischen hat nun auch Brigitte Hamann in ihrem Buch 'Winifred Wagner – Hitlers Bayreuth' (Piper, München 2002, auf S.651, linke Spalte) eine der vielen haltlosen Behauptungen Pachls entlarvt, dass nämlich der Bayreuther Pfarrerssohn WALTER AIGN in Wirklichkeit Siegfried Wagners vorehelicher Sohn gewesen sei, wie Pachl in seinem Siegfried Wagner-Buch auf S.162–166 in aller Breite ausführt. Zwei Seiten mit Fotos von Cosima Wagner, Siegfried Wagner und Walter Aign sollen durch ihre von Pachl gewaltsam hineininterpretierte Ähnlichkeit seine Behauptung stützen.

    Diese Behauptung »stellte sich«, so Brigitte Hamann a.a.O., »bei einer Überprüfung als Konstruktion heraus«, wie sie in den folgenden Sätzen exakt nachweist. Und sie macht Pachl den Vorwurf, dass er Walters Mutter, Maria Aign, »posthum in seinem Buch als 'lebenslustige Pfarrersfrau' diffamiert, ohne einen einzigen Beweis zu bringen.«
      

  3. Im zweiten Absatz der Kritik an meinem 'Zwei Söhne-Buch' heißt es, dass Siegfried Wagners 'Innovationsdrang' [von mir] 
     
    • »denn auch möglichst heruntergespielt wird und im Falle seiner 'Tannhäuser'-Inszenierung (der Venusberg entsteht bei Tannhäusers Preislied rund um ihn, im Wartburgsaal) gar nicht erst Erwähnung findet.«
       

    Meine Antwort:
    Die Aussage in Klammern: »(der Venusberg entsteht bei Tannhäusers Preislied rund um ihn, im Wartburgsaal!«) enthält gleich zwei Irrtümer. Der Bühnenbildner Kurt Söhnlein, der diese letzte Inszenierung Siegfried Wagners entscheidend mitgestaltet hat und es also wissen muss, schreibt in seinen »Erinnerungen an Siegfried Wagner und Bayreuth« von 1979 auf S.62.:
     

      »Als im Sängerkrieg nach den Beifallsworten des Chores zu Wolframs erstem Preisgesang im Orchester die Venusbergklänge und -themen aufzüngelten (…), versanken Saal und Gäste wie wesenlos in ziemliches Dunkel, nur auf Tannhäuser sammelte sich das sogenannte 'Venuslicht' (aus dem 1. Akt) in starkem, irisierendem Farbenspiel!«
       

    Dieses 'Venuslicht'  b l e i b t  auch während Wolframs zweitem Preisgesang und  b l e i b t  natürlich erst recht während dem erst dann folgenden Preislied des Tannhäuser. Die Behauptung der Kritik: »(der Venusberg [!] entsteht [!] bei Tannhäusers Preislied [!] rund [!] um ihn, im Wartburgsaal!)« ist also offensichtlich falsch.

    Peter P. Pachl schreibt in seinem Siegfried Wagner-Buch von 1988 dagegen ganz richtig auf S.440: »Siegfrieds Einfall, das Venuslicht [!] in die Wartburg strahlen zu lassen, wird heftig kritisiert«, wie es schon vorher bei Kurt Söhnlein in seinen o. g. »Erinnerungen« von 1979 heißt: »Dieser Einfall Siegfrieds wurde von vielen, und teils sehr stark, angegriffen.« [S.62]
      

  4. Die Kritik an meinem 'Zwei-Söhne-Buch' bemängelt, dass Siegfried Wagners »Innovationsdrang […] im Falle seiner 'Tannhäuser'-Inszenierung […] gar nicht erst Erwähnung findet.« Sie übersieht aber dabei, dass der Hauptteil meines Buches Wolfram Humperdinck als Regie-Assistent Siegfried Wagners bei dessen Inszenierungen der Bayreuther Festspiele während der drei Festspielsommer 1924, 1925 und 1927 behandelt und daher Siegfried Wagners  'Tannhäuser'-Inszenierung von 1930, die Wolfram Humperdinck  n i c h t  miterlebt hat, auf S.161 nur kurz erwähnt.
     
  5. Weiterhin heißt es in der Kritik:
     
    • »In Sachen Siegfried Wagner bietet die Veröffentlichung leider außer einem Schnappschuß (Siegfried Wagner, Karl Elmendorff und Franz von Hoesslin) [S.139] und dem Text dreier Postkarten Siegfried Wagners an Wolfram Humperdinck nichts Neues.«
       

  6. Meine Antwort: Erstens ging es mir in diesem Buch nicht darum, nun unbedingt »Neues zu bieten«. – Zweitens hat der Kritiker wohl übersehen, dass das Original-Foto der Abbildung S.103 oben, das Siegfried Wagner (stehend) mit Winifred Wagner und dem Ehepaar Yella und Wolfram Humperdinck und Senta Humperdinck sowie Alexander Spring und Barbara Kemp 1924 im Festspiel-Restaurant zeigt, aus meinem Privatbesitz stammt und nicht einmal im Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, Haus Wahnfried, vorhanden ist und also auch für den Kritiker durchaus »neu« sein dürfte. Auch die auf S.163 abgebildete Fotokarte, die Siegfried Wagner mit seiner Frau und seinen vier Kindern zeigt, stammt aus Privatbesitz und dürfte für den Kritiker ebenfalls »neu« sein.
      
  7. In der Kritik heißt es auf S.2:
     
    • »Das Opernschaffen Siegfried Wagners ist der Nonne [!] offenbar suspekt«
       
  8. Meine Antwort: Eine solche Unterstellung ist unsachlich und unbewiesen; außerdem gehört das Opernschaffen Siegfried Wagners nicht zum Thema meines Buches.
     
  9. In der Kritik heißt es weiter:
     
    • »Über die Politik im Dritten Reich breitet die Autorin den Mantel christlicher Nächstenliebe«
       
  10. Meine Antwort: Ein solch unsachlicher Ausfall gegen die Autorin zeugt nicht von einer sachlichen und wissenschaftlich haltbaren Kritik.
     
  11. Die Kritik wirft meinem Buch
     
    • »chaotisch ineinander gestaffelte Zitate verschiedener Autoren«
       
  12. vor, ohne hierfür Beispiele anzuführen.
     
  13. Siegfried Wagners Umgestaltung 1911 von Klingsors Zaubergarten auf S.57/58 meines Buches habe ich ganz bewußt auf S.141/142 noch einmal zitiert, weil sie dort im Zusammenhang des Textes aufschlußreich ist, was dem Kritiker jedoch entgangen zu sein scheint.
     
  14. In der Kritik heißt es (S.2, letzter Abschnitt, Z.5–8):
     
    • »So wurde die originale Wandeldekoration der Parsifal-Uraufführung von 1882 auch keineswegs mehr im Jahre 1967 (in Wieland Wagners Inszenierung, ein Jahr nach dem Tod des Regisseurs) noch verwendet, wie Eva Humperdinck auf S.119 irrtümlich behauptet.«
       

    Meine Antwort: Weder auf S.119 noch an einer anderen Stelle meines Buches habe ich dies »irrtümlich behauptet«! Davon kann sich jeder Leser meines Buches überzeugen. Ich verstehe nicht, wie der Kritiker zu einer solchen Unterstellung kommen konnte.
     

  15. Was die Kritik ab Mitte des letzten Abschnitts auf S.2 zu meinem Hinweis (in meinem Zwei-Söhne-Buch im Anmerkungsteil zu S.50, auf S.67) auf Pachls fehlerhafte Angaben zu Heinrich Schultz als Beckmesser (in seinem Siegfried Wagner-Buch auf S.206/07) zu schreiben weiß, kommt mir nun meinerseits – um einen Ausdruck meines Kritikers zu gebrauchen – ziemlich chaotisch vor!

    Auf den Tadel, dass ich Friedelind Wagners Buch Nacht über Bayreuth für meine Arbeit nicht herangezogen habe, antworte ich, dass ich diese deutsche Übersetzung ihres von einem Ghost-Writer namens Page Cooper geschriebenen Buches Heritage of fire zwar gelesen, sie jedoch für wissenschaftlich nicht fundiert genug gehalten habe, um sie als Sekundär-Literatur für mein Buch zu benutzen.
     
  16. Die Kritik schreibt auf S.3, Abschnitt 2:
     
    • »Eva Humperdincks Irrtümer über eine stattgefundene Uraufführung von Rainulf und Adelasia und ihr Fragezeichen nach dem Uraufführungsdatum des in Partitur niemals vollendeten Walamund hätten sich hingegen durch Nachschlagen im Anhang der Biographie Genie im Schatten vermeiden lassen.«
       

    Meine Antwort: ich  h a b e  für mein Zwei Söhne-Buch im o.g. Anhang nachgeschlagen. Ich zitiere, was dort S.454 zu lesen steht:
     

    1. »Rainulf und Adelasia in drei Akten, op. 14, Partitur, 1922. Partitur-Teilausgabe: Orchestervorspiel. Max Brockhaus, Leipzig o.J. (1927). UA: 10.3.1923, Rostock.«
       

    Diese Angabe der UA (Uraufführung) läßt sich m. E. nicht eindeutig nur auf das Orchestervorspiel beziehen, daher meine irrtümliche Angabe für das ganze Werk.
     

  17. Für Walamund ist auf S.455 keine UA angegeben; dennoch habe ich zu meiner Eintragung (auf S.66 meines Buches) »1929 Walamund« in Klammern »(UA ?)« mit Fragezeichen hinzugesetzt, weil ich es für möglich hielt, dass Pachl die Angabe dazu in seinem Buch vergessen haben könnte.
     
  18. Die Kritik zitiert im letzten Abschnitt »eine promovierte Wagner-Autorin«, natürlich ohne deren Namen zu nennen, denn so kann man dieser Dame unkontrollierbare, möglicherweise erfundene Aussprüche am besten in den Mund legen.
     
        • Koblenz, 27. 6. 2002
          Dr. Eva Humperdinck, Sr. M. Evamaris


 

 

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e. V.
Der Vizepräsident: Prof. Dr. Peter P. Pachl


Frau
Dr. Eva Humperdinck
Sr. M. Evamaris
Haus Providentia

Berlin, den 24. 8. 2002



»Zwei Söhne« – Répons zur Répons-Rezension


Sehr geehrte Frau Humperdinck,
verehrte Schwester Maria Evamaris,

Herr Prof. Albert hat mir zuständigkeitshalber Ihre Sendung an mich weitergeleitet, aber der Herr hat es gefügt, dass wir uns schon in Bayreuth persönlich begegnet sind.

Natürlich leite ich Ihre Erwiderung auch an die Kollegen der Redaktion weiter, aber um Sie nicht zu lange auf Antwort warten zu lassen, nehme ich gleich zu den meisten Punkten selbst Stellung; dabei darf ich Sie bitten, Ihr Schriftstück erneut zur Hand zu nehmen, da ich Ihre Vorwürfe nicht wiederholen möchte:

  1. »Regie-Schüler« ist in Künstler-Kreisen eine durchaus ehrenhafte Bezeichnung, unabhängig von den sonstigen Erfolgen einer Persönlichkeit. So bezeichnete sich beispielsweise auch Uli Brecht als Enkelschüler Siegfried Wagners, da er einmal bei Hans Schüler assistiert hatte; und mein Lehrer Hans-Peter Lehmann war durchaus angetan davon, dass man ihn nicht nur als Schüler Wieland Wagners, sondern auch als Urururenkelschüler Richard Wagners (via Wieland, Wolfram Humperdinck, Siegfried Wagner, Engelbert Humperdinck) betrachten konnte.
     
  2. Zu meinen angeblichen nur-»Behauptungen«: über das Hoppe-Reiter-Spiel am Röhrensee berichtet Katharina Heidrich in ihren Erinnerungen (Mitteilungen der ISWG XIV, S.39; in meiner Siegfried-Wagner-Biographie nenne ich diese Quelle auf S.528!); über Aktivitäten im Hofgarten berichteten Freunde Siegfrieds, aber auch schriftliche Zeugnisse, etwa »Eine Lüge um Bayreuth«, woraus ich eine eher harmlose Doppelseite anfüge (um Ihr Schamgefühl nicht zu verletzen).

    Zu Aign/Hamann finden Sie Ausführliches ebenfalls im Internet. Nur so viel: Frau Hamann ist (wie an so zahlreichen Stellen ihres Buches) auch hier im Unrecht:

    In einer Fußnote behauptet Frau Hamann, die Vaterschaft Siegfried Wagners zu Walter Aign habe sich »bei einer Überprüfung als Konstruktion« herausgestellt und beruft sich dabei auf Walter Aigns Nichte Regine von Schenck zu Schweinsberg: »Er war das fünfte und letzte Kind seiner Mutter und sah seinem um ein Jahr älteren Bruder Robert zum Verwechseln ähnlich.« Obgleich dies bei derselben Mutter ja nicht ungewöhnlich ist, scheint der Hinweis auf die angebliche Ähnlichkeit Walter Aigns zu seinem Bruder Robert fast verräterisch; denn gerade auf einem Kinderfoto sehen die beiden, mit höchst unterschiedlichen Profilen, nun gerade keineswegs wie Brüder aus.

    Warum wohl glaubt die Autorin einer Nachverwandten, die ihr Auskünfte für das Kapitel über Winifreds Entnazifizierung erteilt hat, mehr als dem Musiker, Musikschriftsteller und Ehrenmann Walter Aign, der sich Freunden gegenüber zeitlebens als Sohn Siegfried Wagners zu erkennen gegeben hat. Hamann tut das Vater-Sohn-Verhältnis als Gerücht ab, negiert das 1987 erschienene Heft 34 der »Musik in Bayern«, wo die Biographie Walter Aigns erstmals umrissen ist.

    Mir hat Aigns Freund Wolfgang Schmidt-Köngernheim, zuletzt Direktor des Peter-Cornelius-Konservatoriums der Stadt Mainz, ehrenstattlich erklärt, dass Aign sich ihm gegenüber stets als Sohn Siegfried Wagners ausgegeben hat. Und der Tenor Volker Horn bestätigt, dass die Tatsache der verwandtschaftlichen Beziehung Aigns an der Staatsoper Stuttgart allgemein bekannt war; insbesondere durch die geflügelte Äußerung des Kapellmeisters über Wielands Inszenierung, auf der Bühne des Staatstheaters, »So hat unser Großvater das aber net wollen!«
     
  3. »Sieh, wie genau das Geschlecht du mir nennst. Schlau eracht ich dich Argen!« sagt Wanderer-Wotan im »Siegfried«. Schade, dass Sie nicht auf die dem Regisseur Siegfried Wagner wichtigste Innovation hingewiesen haben. – Das »Venuslicht« meint übrigens für Tannhäuser die Rückverwandlung in den vorherigen Zustand, was sonst. Also: die Rückkehr in den Venusberg, das haben die Kollegen m.E. schon richtig gedeutet!
     
  4. In anderen Punkten berichten Sie ja auch sehr detailliert, unabhängig davon, ob daran ein Regieassistent beteiligt war oder nicht. Hier teile ich die Ansicht einer spürbaren »Tendenz« Ihres Buches.
     
  5. Die Fotopostkarte von Siegfried Wagner mit seinen Kindern besitze ich beispielsweise ebenfalls. Und ein Humperdinck-Freund hat die anderen Fotos auch schon in einem Lichtbildervortrag gezeigt … Aber seien wir doch nicht kleinkariert!
     
  6. Leider! Denn das Thema das Buches hätte die Berücksichtigung des Siegfried-Wagner-Opernschaffens durchaus verdient, insbesondere da der andere Sohn es sehr geschickt szenisch realisiert hat! 
     
  7. Das finde ich durchaus ehrenvoll. Ich verstehe nicht, was Sie gegen »christliche Nächstenliebe« einzuwenden haben. Die Schwestern des Ordens, in dem ich groß geworden bin, erachteten die Nächstenliebe als ihr wichtigstes Gut.
     
  8. Die Kollegen werden es mir sagen; mir fällt dazu nur S.119 Ihres Buches ein!
     
  9. Mir zumindest ist es beim Lesen nicht entgangen; in solchen Fällen erfolgt üblicherweise ein Verweis auf die andere Seite, damit sich der Leser nicht »für dumm verkauft« erachten muss.
     
  10. Auch in meinem Exemplar heißt es in der Bildunterschrift auf S.119: »Schema der Wandeldekoration für »Parsifal« von 1882 bis 1933 und 1967.« Wurde mir ein Fehldruck zugestellt ???
     
  11. Friedelind Wagner hat stets betont, dass Page Cooper nicht am Buch mitgeschrieben hat, gar, wie Sie nun behaupten, ihr »Ghost-Writer« war, sondern der Herausgeber der englischsprachigen Originalausgabe.
     
  12. Der gesamte Aufbau des Anhangs meiner Siegfried-Wagner-Biographie ist so gestaltet. Im Gegensatz zu der bedauernswerten Tatsache, dass der Verlag nicht bereit war, meine Anmerkungen mit abzudrucken, erschienen allen Lesern bislang diese Angaben eindeutig. Aber auch dem Text der Biographie – oder der Ankündigung der Uraufführung für das kommende Jahr im Internet – hätten Sie entnehmen können, dass diese Oper (im Gegensatz zu ihrem Vorspiel) noch nicht uraufgeführt ist.
     
  13. Was Walamund angeht: es gibt ja auch noch andere Quellen, wo man nachfragen könnte, als meine Siegfried-Wagner-Biographie, etwa im Richard-Wagner-Nationalarchiv in Bayreuth.

    Leider wurde das Particell zu dieser Oper von Winifred Wagner vernichtet, so dass keine Uraufführung der Oper mehr möglich ist – bestenfalls die des Librettos.
     
  14. Die promovierte Wagner-Autorin ist Frau Busch, die jüngst auch mit der Klarheit ihres Buches »Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus« für berechtigtes Aufsehen gesorgt hat.

Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder einmal Gelegenheit finden werden, uns auszusprechen. Und ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck, dass wir künftig für die Sache miteinander, nicht gegeneinander arbeiten!

Ich habe Ihnen ja das jüngste Mitteilungsblatt der ISWG übergeben. Auf der letzten Seite gibt es eine Beitrittserklärung. Über Ihren Beitritt würden wir uns freuen!

Nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht und einen gesegneten Sonntag!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr

Prof. Dr. Peter P. Pachl
ISWG-Vizepräsident – 


 

 

EINE LÜGE
UM
BAYREUTH
?

 

SELBSTERLEBNISSE
AUF WAHNFRIED

 

VON EINEM VEREHRER
RICHARD WAGNERSCHER KUNST
 



 

Siegfried Wagner. Wie gestern im Festspielhause faßte er mich wieder freundlich unter und führte mich durch verschiedene Gemächer (in denen überall Geschenke und Urkunden hingen und standen: Erinnerungen an den Vater!) in sein Arbeitszimmer. Hier fiel mein Blick auf die gestern von mir überreichte »Nibelungen-Mappe«. Ich bat um Erlaubnis, die einzelnen Kunstblätter vorlegen zu dürfen. Wendete Blatt um Blatt und wies auf seine Schönheiten.

»Sehen Sie: der Kampf zwischen Siegmund und Hunding auf der Felsbrücke. Wie verinnerlicht ist die Ausdrucksform der ineinander gekrallten Felsarme: wie zwei Weltanschauungen, die miteinander ringen. Aus dem All loht die Erhitzung in die beiden Kämpfer auf der Felsbrücke.«

»Ja.«

»Übrigens ein eigenartiger Kampf den wir moderne Menschen kaum noch verstehen. Schließlich ist doch die Liebe Siegmunds zur Schwester Sieglinde anormal; also nach unserer heutigen Empfindung verwerflich. Allerdings …« Erschreckt brach ich ab: zwei Arme umschlangen – – – Was war das? Lohte die Glut des Bildes in das Zimmer?  Stieg die Liebe in ihrer Verirrung aus der Zeichnung in die Wirklichkeit? Nein, nein, nein: das durfte ja nicht so sein! Wo bliebe die Erlösung durch Bayreuth?

 



 

Ende des Kapitels im II. Teil.


[Seite 30/31; A.B.]


 

 

Dr. Eva Humperdinck
Sr. M. Evamaris
Schönstätter Marienschwester



Herrn
Prof. Dr. Peter P. Pachl


Betr. Ihr Fax vom 23. 8. 2002


Sehr geehrter Herr Pachl,

da ich für eine neuerliche Stellungnahme zu Ihrer Stellungnahme vom 24./25.8.2002 auf meine Stellungnahme vom 25.6.2002 zu Ihrer Kritik im Internet o.D. an meinem Buch Zwei Söhne keine Zeit mehr habe, betrachte ich hiermit unsere Korrespondenz als abgeschlossen und ersuche Sie, auf weitere Schreiben bzw. Fax oder Telefon an mich zu verzichten.

Mit freundlichem Gruß,

Dr. Eva Humperdinck
Sr. M. Evamaris

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