Zur Entstehung der Liedkomposition (…) Anlässlich dieses Konzertes [am 11. November 1927 in Hamburg, wo er u. a. das Vorspiel zu Die heilige Linde dirigierte; A.B.] erhält Siegfried den Auftrag, für die Weihnachtsbeilage der »Hamburger Nachrichten« ein Weihnachtslied zu komponieren. Die Anregung zu einer weiteren Komposition erfolgt spontan: Martha Ottersbach, die Schriftführerin der Hamburger Ortsgruppe des Bayreuther Bundes der Deutschen Jugend, veranstaltet am Tag nach dem Konzert einen Empfang für Siegfried, bei dem [im Anschluss an eine »Ansprache Jakob Grimm’s als Märchendichter«, die von einem der jugendlichen Darsteller vorgetragen wurde; A.B.] Szenen aus An allem ist Hütchen Schuld ! mit Klavierbegleitung erklingen. Siegfried Wagner muss in einem separaten Sessel vor den Reihen der Zuschauer Platz nehmen. Als seine Frau sich neben ihn setzen will, verhindert dies die resolute Martha Ottersbach, denn die Ehrung gilt dem Komponisten, der auch einen Lorbeerkranz überreicht bekommt.
Siegfried, dem die ganze Prozedur höchst peinlich ist, befreit sich von dem Erlebnis, das auf ihn wie ein bürgerliches Satyrspiel wirkt, durch eine Lied-Komposition, die er nach dem Haus Dryade in Hamburg-Volksdorf, in dem Martha Ottersbach residiert und in dem auch wiederholt Empfänge für Siegfried stattfanden, kurzum als Das Dryaden-Lied und mit dem Untertitel »Volksdorfer Nationalhymne« bezeichnet, »Den lieben Ottersbachs gewidmet von wegen … (Sie wissen schon, warum?) von Siegfried Wagner, Bayreuth, Dezember 1927.« | | »Nach diesem Empfang entstand das ‚Dryaden'-Lied von Siegfried Wagner. Die ‚bewußte' Ecke im Winter 1927.
Von links: Georg Ottersbach, Thusnelda (Thussy) Reinecke- Ottersbach, Siegfried Wagner, Martha Ottersbach (= Hedda von Fromberg) und Winifred Wagner.«
(lt. Martin-Wolfram Reinecke von Fromberg, Sohn von Thusnelda Ottersbach und Enkel von Georg und Martha Ottersbach; Provenienz: Thomas Fickenscher) |
|
|
|
|
| Die Komposition im gemächlichen Sechsachtel-Tempo hat folgenden Wortlaut: Baum-Feen, liebe Dryaden bringen niemals Menschen Schaden! Und gar erst, wenn sie froh zu 'nem Café festlich laden! Da gibt's muntern Mummenschanz! Hütchen spielt zum Bauern-Tanz: Lorbeer-Zweig an Zweig gebunden! Ungetrübt heitere Stunden! Tut da wer, was ihr nicht paßt, gleich wird Der am Schlafittel gefaßt! Und rückt einer den Thronsessel fort, gleich steht er wieder am alten Ort! Denn mächtig waltet hier Frau Martha! Geschieht was falsch, gleich ruft sie: ‚Na wart' Da!‘ ‚Donner- Wetter! Disziplin krieg ich schon in Euch noch 'rin!‘ So erreicht allein man viel, hat vor sich man ein hohes Ziel! Lobet drum Dryaden-Kraft, sie so rührig rüstig schafft! Schafft nur weiter immer heiter! dass der Teufel voll Wut flieht mit der höllischen Brut!
Dem Text folgend ist die in F-Dur stehende Komposition mit Teufels- und Hütchen-Motiven garniert und schildert das Wesen der Frau Martha mit Oktavsprüngen. (…) |