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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Der Kobold
In drei Akten
Op. 3 (1903)

Uraufführung:
Stadttheater Hamburg
29. Januar 1904
Die nachstehende Inhaltsübersicht wird auch als pdf zum Download angeboten !



Personen

Gertrud, Wirtin im Dorfe

 

Alt

Verena, ihre Tochter

 

Sopran

Der alte Ekhart

 

Bass

Trutz, in der Komödie Satyros

 

Bariton

Fink, in der Komödie Heliodoros

 

Tenor-Buffo

Kümmel, in der Komödie Faun

 

Bass

Friedrich, in der Komödie Eros

 

Tenor

Der Graf

 

Bariton

Die Gräfin, in der Komödie Eukaleia

 

Sopran

Jeanette, Kammerzofe

 

Sopran

Jean, Diener

 

Bariton

Knorz

 

Bariton

Käthe, Frau des Trutz

 

Mezzosopran

Seelchen

 

Sopran

Galgenmännchen

 

Sopran


Volk, Gäste des Grafen, Kobolde
 

Zeit:

 

Anfang des 19. Jahrhunderts

 


Erster Akt

  1. Die im Garten des Wirtshauses schlafende Verena umschwirren Kobolde. Seelchen, der von ihrer Mutter mit zwei Messerstichen umgebrachte Säugling, bedrängt Verena, sein Leid zu beenden.
  2. Der alte Ekhart weckt Verena aus ihren bösen Träumen auf. Er ist zu ihrem Geburtstag erschienen und hat ihr als Geschenk einen zauberhaften Stein mitgebracht. Ekhart mahnt Verena, den Stein nicht zu verlieren und ihn vor dem Neid anderer zu schützen, denn der Steinzauber bindet den von ihr Geliebten auf immer an sie.
  3. Gertrud, Verenas Mutter, schimpft, dass Verena nur mit einem Nachthemd bekleidet ist und im Innern des Hauses sicherlich nicht aufgeräumt hat. Verena lügt, sie hätte alles aufgeräumt – und tatsächlich bestätigt dies die Mutter kurz darauf.
  4. Gertrud erfährt von Ekhart, dass Verena die ganze Nacht im Freien zugebracht und im Traum gesprochen hat. Ängstlich will Gertrud wissen, ob Ekhart etwas erlauscht hat, doch der verneint und verschwindet.
  5. Aus dem Tal erklingt Friedrichs Liebeslied für Verena. Friedrich hat Verena zum Geburtstag ein Kettchen mitgebracht, an dem sie ihren Stein befestigt. Verena versucht, Friedrich mit Anspielungen auf den Grafen und auf Friedrichs Kollegen eifersüchtig zu machen. Friedrich flicht Verenas Haare, doch den versprochenen Lohn, einen Kuss, kann er nicht empfangen, da Verena ins Haus flieht. Er legt eine Leiter an, um zu ihrem Fenster hinaufzusteigen.
  6. Fink, Trutz und Kümmel verspotten den Kollegen auf der »Lebensleiter«. Gertrud, die ein Fass heraufwälzt, lässt die fahrenden Komödianten spüren, dass sie nichts für sie übrig hat. Trutz lobt dagegen die Freundlichkeit seiner Frau Käthe, die er nur einmal im Jahr sieht. Wenn er nach Jahresfrist heimkehrt, begrüßt ihn wieder das Geschrei eines neuen Kindes. Trutz erzählt dem neugierigen Publikum, dass vielleicht Graf und Gräfin heute zu den Zuschauern gehören würden. Aber der Graf sei eigentlich nur ein durch die Gunst Napoleons emporgekommener »Falschgraf«. Die Schauspieler schlagen die Bühne auf. Verena würde am liebsten mit dem fahrenden Volk ziehen. Als Talentprobe singt sie ein trauriges Lied von einem blinden Vogel, dem Sehnsuchtsqual die Brust zerreisst. Die Schauspieler sind wenig angetan. Fink meint, wenn Verena so sänge, würde das Publikum davonlaufen. Trutz höhnt Friedrich, der in jeder Stadt seine »Liebste« sitzen habe. Aufgebracht wirbt Friedrich bei Gertrud um Verena. Doch Gertrud lehnt ab.
  7. Graf und Gräfin mit Gefolge treffen ein. Nanni, die aus diesem Dorf stammt und jetzt als Kammerzofe Jeannette am Hof lebt, preist das Leben im gräflichen Schloss und verspottet Verena ob ihrer Armut. Verena prahlt nun mit ihrem Stein. Als Jeannette den sieht, will sie ihn als Talisman für ihre Herrin erwerben. Die Gräfin bietet Verena Geld und kauft schließlich, mit Hilfe Gertruds, die ihrer Tochter den Stein entreisst, den Talisman mitsamt Kette.
  8. Trutz verkündet dem gespannt wartenden Publikum, heute werde nicht gespielt, da die Truppe vom Grafen eingeladen worden sei, im Schloss aufzutreten. Die Bühne wird wieder abgebrochen und verladen. Friedrich fordert Verena auf, mitzukommen, aber sie bleibt, in Gedanken verloren. Verena sucht Trost beim alten Ekhart.

 


Zweiter Akt

  1. Jeannette und Jean ordnen im Schlossgarten alles für das bevorstehende Fest. Trutz, Kümmel und Fink, bereits in Verkleidung, berichten, dass sie nicht allzugut geschlafen haben. Ihre Hoffnung, heute mit Gold entlohnt zu werden, wird ihnen von Jeannette geraubt. Trutz bezeichnet Jeannette als Spirifankerl, ein Teufelchen, das er in einer Ballade besingt. Jeannette flüstert Friedrich zu, dass ihn die Gräfin am Abend bei sich erwarte.
  2. Der Graf hat von Ekhart eine Mahnung empfangen. Er sinnt nach über sein Leben, seine falschen Freunde und seine Erblast. Die Gräfin, als Nymphe Eukaleia verkleidet, tritt hinzu. Der Graf spricht sie auf einen Liebesbrief an, den er gefunden hat.
  3. Die Gäste nehmen Platz zur Komödie. Eukaleia, von Satyros und Faun entführt, soll durch Eros' Gesang befreit werden. Aber singend wirbt auch Heliodoros um Eukaleia. Friedrich – als Eros – bleibt in seinem Text stecken, da er Verena im Gebüsch entdeckt. Der Graf bricht die Komödie ab und bittet die Hofgesellschaft zum Tanz. Verena lässt Friedrich durch den Diener Jean ausrichten, dass sie ihm tatsächlich ins Schloss nachgelaufen ist. Friedrich lässt ihr melden, dass er sie nicht sprechen wolle, aber Verena läuft selbst zu ihm hin. Jeannette versucht, Verena – als Rivalin der Gräfin um die Gunst Friedrichs – aus dem Park zu verjagen. Die gräfliche Gesellschaft entfernt sich ins Schloss.
  4. Verena denkt über Friedrichs Lieblosigkeit nach.
  5. Der Graf kommt zurück, versucht ihr Friedrich auszureden und sie zu verführen. Er steckt ihr zwei Geldstücke in die Tasche. Sie wehrt sich, er aber droht ihr, da sie unerlaubt in den Park eingedrungen ist. Sie flieht in ein Gebüsch, der Graf folgt ihr.
  6. Angelockt durch Verenas Hilferufe, hat Trutz das Fest verlassen. Verena hat mit einem Dolch auf den Grafen eingestochen. Trutz geleitet sie zur Pforte.
  7. Die Gräfin glaubt an die Kraft des Talismans, um Friedrichs Liebe zu gewinnen. Friedrich will die Gräfin überreden, mit ihm aufs Land zu fliehen, sie aber will beides, fürstliche Annehmlichkeit und Friedrichs Leidenschaft. Der zerreisst ungestüm eine ihrer Ketten. Es ist jene, die er Verena geschenkt hatte. Friedrich nimmt den Stein an sich. Die Gräfin ruft um Hilfe.
  8. Sie bezichtigt Friedrich des Raubes. Die Tore des Parks werden verschlossen. Der verletzte, ohnmächtige Graf wird gefunden. Da Trutz Verena den Dolch abgenommen hat, wird er für den Täter gehalten. Im Fieberwahn glaubt der Graf die Gestalt des alten Ekhart zu sehen und fordert ihn auf, sich an den toten Vater zu halten, der sei schuldig, nicht er. Die Schauspieler fliehen über die Mauer. Von der Balustrade aus wirft Trutz den Stein in den gräflichen See. Die Gräfin lässt nach dem Stein fischen, durch den die Tiefe des Sees in grünlichem Licht erstrahlt. Ein Blitz schlägt in die Buche, so dass alle ins Schloss flüchten. Seelchen taucht in die Tiefe des Sees und holt den Stein. Aus der gespaltenen Suche steigt das Galgenmännchen – ein aus dem Samen eines Gehenkten entstandenes Wesen – und ringt mit Seelchen um den Stein. Die anderen Kobolde helfen Seelchen, und das Galgenmännchen muss sein Heil in der Flucht suchen.

 


Dritter Akt

  1. Ekhart hat Verena In den Wald geführt. Vergeblich richtet Verena ein Gebet um ein befreiendes Wunder zum Himmel. Ein Grashüpfer heitert sie auf. Sie will nicht mehr heim zur Mutter. Ekhart soll ihr erklären, was es mit den Kobolden auf sich hat. Er deutet ihr die Volkssage dahingehend, dass der letzte Lebende einer Familie das Leid der in früheren Generationen gemordeten Verwandten zu sühnen habe. Der letzte Nachkomme nimmt alles Leid mit ins Grab. So wird auch Verena das im Leben verspielte Glück erst im Tod wiederfinden.
  2. Häscher des Grafen stellen den Komödianten nach. Sie fragen Ekhart und Verena nach dem Weg zur Weidenmühle, die sie anzünden wollen, um die Schauspieler im Rauch zu ersticken. Ekhart zeigt ihnen den Weg. Vergeblich versucht Verena, die Häscher auf eine falsche Fährte zu locken. Knorz erkennt Verena und erpresst einen Schwur von ihr; keinem Lebenden darf sie etwas von dem Plan der Häscher verraten. Verena trägt Ekhart Grüße an die Mutter auf. Sie werde die Schuld sühnen und wolle unter der Trauerweide, neben dem versteckten Grab ihres Brüderchens, begraben werden. Sie eilt fort, um Friedrich zu retten und ihren Kobold zu befreien.
  3. Fink, Kümmel und Friedrich sind bei Trutz' Familie untergeschlüpft. Auch Trutz' Frau hat ein Kind nach der Geburt umgebracht und stellt für diesen Kobold einen eigenen Napf auf den Tisch. Wieder kommt es wegen Verena zum Streit zwischen Trutz und Friedrich. Da stürzt Verena selbst herein und verrät mit ihrem lauten Gebet an das Muttergottesbild die Absicht der Häscher. Gerade noch können sich die Komödianten und Friedrich mit Verena ins Freie retten. Die Scheune brennt nieder; dahinter wird eine mondbeschienene Landschaft mit Teich sichtbar. Den Stich des Häschers Knorz, der für Friedrich bestimmt ist, fängt Verena mit ihrem Körper ab.
  4. Die Sterbende bittet Friedrich, fröhlich zu sein und eine seiner Locken an Ihr Herz zu legen. Sie glaubt, die Stimmen der Kobolde und die ihres erlösten Bruders zu vernehmen. Ein Tautropfen, der auf Ihre Stirn fällt, schimmert so wie der Zauberstein.

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