| | | | In drei Akten Op. 4 (1904)
Uraufführung: Stadttheater Hamburg 13. Oktober 1905
Personen
Kaiser Otto mit dem Bart | | Bass | Heinrich von Kempten | | Tenor | Walburg | | Sopran | Rüle | | Sopran | Konrad | | Bariton | Der Bürgermeister | | Bass-Buffo | Der Priester | | Bariton | Ein Herold | | Tenor | Ein Bursche | | Tenor | Frau Urme | | Alt | | Zeit: Ort: | | Zehntes Jahrhundert Kleine fränkische Stadt |
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Erster Akt
- Heinrich von Kempten, genannt »Bruder Lustig«, ist auf der Flucht vor den Häschern von Kaiser Otto mit dem Bart. Denn er hat den Truchsess des Kaisers, der ein Kind misshandelt hatte, erschlagen und sich freien Abzug erpresst, indem er gedroht hatte, des Kaisers Bart abzuschneiden. Nun lässt er sich von Walburg, einem Mädchen, das er seit Kindertagen kennt, als alte Frau verkleiden. Walburg hilft ihm auch, indem sie die Häscher in die Irre leitet. Als Heinrich sich aber bei ihr nach seiner Freundin Rüle erkundigt, wendet sie sich ab.
- In seinem Versteck hört Heinrich, wie sich einige Mädchen der Stadt zum Andreasnacht-Zauber verabreden. Auch Rüle ist dabei, die Walburg überreden will, mit zur Urme, einer alten Zauberin und Kupplerin, zu gehen, die heute nacht die zukünftigen Liebsten der Mädchen erforschen wird. Als Urme kommt, lässt ein von Heinrich verursachter Lärm die Mädchen auseinanderlaufen.
- Heinrich stellt Urme zur Rede, aber die weiß ihn mit einem Hinweis auf Rüle zum nächtlichen Treffpunkt zu bestellen. Sobald es dreimal läutet, soll er durch ein Fenster sehen, dann soll Rüle sein werden. Er willigt ein, unter der Bedingung, dass Urme auch seine drei Verfolger um ein Uhr zu ihrem Turm bestellen soll, da sie dort den gesuchten Flüchtling fassen könnten.
- Mit der Gemeinde kehrt Walburg aus der Kirche heim. Der Priester hat eigens vor Zauberei gewarnt, aber sie drängt es doch, die Zukunft zu erfahren, insbesondere ob der insgeheim geliebte Heinrich ihr Mann wird. Rüle zieht Walburg mit fort zu Urmes Turm.
- Urme »zaubert« nur scheinbar. Sie lässt Rüle zum Fenster schauen, wo deren späterer Bräutigam erscheine. Auf das verabredete Zeichen erscheint Heinrich am Fenster. Für Walburg zitiert sie mit einem Gebräu aus ihrem Hexenkessel den Astralleib des künftigen Gatten herbei. Walburg soll mit dieser Gestalt essen. Sobald diese ein Messer aus der Tasche gezogen hat, lässt Urme die Erscheinung verschwinden, das Messer aber soll Walburg verwahren, denn es gehört ihrem künftigen Gemahl. Urme lässt die drei Häscher in den Raum treten, die alsbald mit den Mädchen einen Tanz beginnen. Da erscheint Heinrich, als Nachtwächter verkleidet, bindet die drei Burschen mit einem Seil und jagt sie aus der Stadt. Dann lässt er seine Verkleidung fallen und fragt, was die Mädchen zu dieser Stunde hier trieben. Sie geben vor, Urme würde ihnen Märchen erzählen und mit ihnen Weihnachtsspiele einstudieren, nur Walburg bekennt: »Wir feiern heut' Andreasnacht!«
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Zweiter Akt
- Das Brautpaar Walburg und Konrad kehrt von der Hochzeit heim. Der Bürgermeister bringt einen Toast aus und kündigt als nächste Hochzeit die von Heinrich und Rüle an. Den Rundtanz aller Paare unterbricht eine Tanz-Pantomime: das Werben und Freien eines Paares mit Hilfe eines Heiratsvermittlers, der jedoch vom Vater des Mädchens verdroschen wird. Es folgt der zeremonielle Hahnenschlag: ein Gockel wird vom Bürgermeister als Lüstling angeklagt und soll an einem kleinen Galgen aufgehängt werden. Da tritt Walburg dazwischen, um das Tier zu retten.
- Ein Herold des Kaisers droht der Stadt mit Krieg, wenn sie den seit nunmehr zwei Jahren beherbergten Frevler, den Bruder Lustig, nicht ausliefert. Der Herold erkennt den Gesuchten, doch Heinrich schwört, dass er der Heinrich von Kempten ist. Da der Kaiser auch wegen des ausstehenden Zehnten angefragt hat, denkt sich der Bürgermeister eine List aus. Er lässt ihm durch den Herold sagen, dass er sich, mit ihm allein, vordem Stadttor treffen wolle.
- Alleingelassen von der Hochzeitsgesellschaft, will Konrad, um Walburg zu erheitern, eine Rose von einem Strauch abschneiden, doch sein Messer ist ihm bereits vor langer Zeit, bei einem gefährlichen Sturz vom Pferd, abhanden gekommen. Walburg hatte den Schwerverletzten gepflegt, und er verliebte sich in sie. Aber noch immer weiß er nicht, ob sie ihn wiederliebt. Unter einem Vorwand schickt Walburg Konrad zur Tür. Sie öffnet die Truhe, in der sie das Messer Konrads versteckt hält, aber Konrad hat sie beobachtet und treibt sie in die Enge. Schließlich gesteht sie den Andreasnachtzauber und lässt ihn das Messer finden. Ängstlich ruft sie vom Fenster aus Nachbarn zu Hilfe.
- Konrad beschuldigt Walburg als Hexe. Aber Heinrich verteidigt sie: dann wären alle Mädchen der Stadt, die in der Andreasnacht bei Urme waren, auch Hexen. Da Rüle Walburg verleumdet, sagt sich Heinrich von ihr los. Er rettet Walburg aus der Hand des jähzornigen Konrad, indem er ihn mit einem Faustschlag niederstreckt und mit ihr flieht.
- Heinrich verschanzt sich mit Walburg in einer Kapelle vor dem Stadttor. Dem Drohen des Priesters setzt Heinrich entgegen, der solle erst vor der eigenen Türe kehren. Da verflucht der Priester das Paar, das gottschänderisch die Kirche entweiht habe.
- Heinrich hält Zwiesprache mit den Heiligen am Deckengewölbe, ob auch sie ihn für schlecht halten. Auf der Orgel spielt er, um Walburg zu erheitern, unwillkürlich den Hochzeitswalzer. Einschlafend glauben die beiden zu sehen, wie sich die Gestalten der Heiligen beleben. Sie vermeinen, einen Engelchor zu vernehmen: »Selig sind, die reinen Herzens, und ihrer wird das Himmelreich!«
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Dritter Akt
- Der Bürgermeister will mit den Stadtvätern dem Kaiser auflauern. Doch benötigt er dazu Heinrichs Hilfe, denn niemand sonst traut sich, den Kaiser anzufassen. Unter der Bedingung, dass die Stadtväter Walburg nichts antun, verlässt er die Kirche, scheinbar, um den Stadtvätern beizustehen.
- Der Kaiser kommt. Nachdem er dem Bürgermeister versprochen hat, dass sein Heer nicht im Verborgenen lauert, wird er von den Städtern überfallen und mitsamt seinem Trabanten gefesselt, nur der Herold entkommt. Die Stadtväter führen den Kaiser in die Stadt und wollen ihn eben erpressen, dass er niemals sein Heer gegen die Stadt entsende, weil ihm andernfalls das Haupt geschoren wird, als Heinrich mit einer Riesenkeule auf die Stadtväter einschlägt, den Kaiser befreit und sich mit verhülltem Haupt drei Wünsche ausbittet: Der Kaiser möge die Stadt schonen, dem Gnade schenken, der sein Gericht anfleht, und seines Retters gedenken. Dann gibt sich Heinrich zu erkennen.
- Soldaten wollen dem Kaiser zu Hilfe kommen. Otto lässt die Stadtväter einzeln vor das Stadttor treten – und begnadigt sie, dem Wunsch Heinrichs gemäß.
- Konrad klagt Heinrich beim Kaiser der Kirchenschändung und des Ehebruchs an.
- Heinrich führt Walburg aus der Kirche, und Walburg widerspricht der Anklage. Nur einer Schuld ist sie sich bewusst, dass sie, die Heinrich von je geliebt hat, sich auf den Andreasnachtzauber eingelassen hat, in der Hoffnung, Heinrich werde ihr Gatte.
- Die Urme soll gerichtet werden. Doch sie bittet sich als letzten Wunsch aus, eine Ballade singen zu dürfen. Darin enthüllt sie, dass auch der Kaiser einst ihre Dienste in Anspruch genommen hat. Danach springt sie freiwillig in den Scheiterhaufen, plötzliche Finsternis tritt ein, und als es wieder Tag wird, sieht man eine Krähe davonfliegen.
- Heinrich soll sich noch vor dem Priester verteidigen, doch das lehnt er schlichtweg ab. Also lässt der Kaiser das Volk entscheiden, ob Heinrich und Walburg schuldig sind und ob die Ehe zwischen Konrad und Walburg gelöst werden kann. Der Kaiser und die Männer sprechen für das liebende Paar.
- Nun lässt sich Heinrich seinen dritten Wunsch erfüllen: die ledigen Mädchen der Stadt sollen vortreten und werden von den Soldaten »geplündert«, während die Väter gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Konrad verzeiht Walburg. Kaiser Otto schlägt eine Axt in den Eichenstamm, als Zeichen des Friedens, der nie mehr durch Trug befleckt werden soll.
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