Der Spielort des ersten Bildes im dritten Akt von op. 10 Staffelsteine gibt es nicht als geographisch-geologische Bezeichnung. Auch die Gipfelfelsen des Staffelbergs haben keine selbstständige Bezeichnung. Der 539m hohe Berg gilt als schönster Berg Frankens. Der Staffelberg ist dabei geologisch-petrologisch der nördlichste Ausläufer der Fränkischen Alb. Er besteht aus Gesteinen des Jura, genau genommen des Oberjura, die vor 160 bis 144 Millionen Jahren gebildet wurden. Im sogenannten Staffelsteingraben treten die Gesteine des Oberjura innerhalb eines schmalen Streifens auf, zu beiden Seiten eingerahmt von älteren Gesteinen des Keuper (Obertrias) und des Mitteljura. Das Einsinken dieser Gesteine in die Grabenzone, die im Tertiär entstand, verhinderte ihre Abtragung. Denn außerhalb davon ist im Raum Staffelstein der Oberjura weitgehend abgetragen. Nur die Spitze des Staffelbergs besteht dabei aus Kalken; diese wurden ursprünglich als Korallenriffe im warmen Flachmeer gebildet. Die tiefer gelegenen, älteren Schichten des Bergs setzen sich aus Tonen in Wechsellagerung mit Sandsteinen zusammen. Da letztere sehr widerstandsfähig gegenüber der Verwitterung sind, haben die Jahrtausende zwar die Tone zurechtschleifen können, die härteren Sandsteine aber dabei herauspräpariert. Dies führte zur Bildung treppenähnlicher grober Stufen (Staffeln), die dem Berg seinen Namen gaben. Während der Keltenzeit befand sich auf dem weithin sichtbaren Plateaugipfel eine Siedlung namens Menosgada (Stadt über dem Main), die von etwa 200 v. Chr. bis 50 v. Chr. bestand, und damals die nördlichste stadtähnliche Siedlung im Gebiet des späteren Bayern war. Durch einen Germaneneinfall ging sie zugrunde. Allerdings befand sich schon vor dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert eine Siedlung auf diesem Berg, doch war diese nicht befestigt. Erst durch den Bau von Mauern und Wällen ging aus ihr dann Menosgada hervor. Zweifellos befand sich auf dem Berg bei der Siedlung auch ein Heiligtum keltischer Gottheiten. Wenngleich die Bewohner dieser Region in späteren Jahrhunderten – entgegen der zumeist zu beobachtenden Praxis – keine Kirche auf der Stelle eines ehemaligen Kultplatzes errichteten, heißt es nicht, dass sie diesen Ort nicht als spirituell erachteten. Nicht von ungefähr lässt Siegfried Wagner in seiner Oper Der Friedensengel auf dem Gipfel des Staffelbergs, an den Staffelsteinen ein Fehmgericht abhalten. Gunnar Strunz
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