| | | | In drei Akten Op. 13 (1920)
Uraufführung: Stadttheater Rostock 16. Dezember 1923
Personen
Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, hernach Hochmeister der Marienburg | | Bass | Michael Küchmeister von Sternberg, Ordens-Marschall | | Bariton | Alfred von Jungingen, Neffe des Hochmeisters Ulrich von Jungingen | | lyrischer Tenor | Helwich von Hartenstein, zum Kulmer »Eidechsenbunde« gehörig | | Bariton | Muthart, Waffenschmied der Marienburg | | Heldentenor | Frau Madaldrut, seine Mutter | | Alt | Wanhilt, seine Frau | | Sopran | Martin, sein Geselle | | Tenor | Winelib, eine Waise | | Sopran | Willekin, ein Bürger | | Bariton, Charakterrolle | Friedelind, seine Tochter | | Sopran | Grete, deren Amme | | Mezzosopran | Ein Einsiedler | | Bariton | Ein Torwächter der Marienburg | | Bass-Buffo | Der hinkende Wanderer | | Tenor, Charakterrolle | Urte, Magd bei Muthart | | Sopran | Ein Bursch | | Tenor | Ein Gastwirt | | Bass | | | | Chor: Ritter der Marienburg, Bauern, Volk | | | | Zeit der Handlung: Ort: | | 1410 Marienburg und Umgebung |
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Erster Akt
- In einem kellerartigen, bunt zum Mummenschanz geschmückten Raum trifft sich Friedelind mit ihrem Geliebten, Alfred von Jungingen, dem Neffen des Hochmeisters der Ordensritter. Als Ordensritter ist Alfred zwar an sein Keuschheitsgelübde gebunden, bricht es aber im Schutz der Verkleidung mit Friedelind. Friedelind hat Wanhilt, die Frau des Schmiedes Muthart, mitgebracht, da diese ein Fremder hier dringend zu sprechen wünscht. Es ist der als Bettler verkleidete Helwich von Hartenstein. Als sie ihn an der Stimme erkennt, will Wanhilt fliehen. Doch in diesem Moment dringt Willekin, Friedelinds Stiefvater, in den Raum, um Friedelind zu holen. Ihrem Liebsten versetzt er einen Hieb ins Gesicht.
- Der an der Stirne blutende Alfred rettet sich zum Schmied Muthart, der ihm helfen soll, den Bruch des Gelübdes zu vertuschen. Muthart gibt ihm eine Rüstung. Alfred soll zur Nogat reiten und sich so stellen, als sei er vom Pferde gestürzt. Dann wird er seinen Gesellen Martin aussenden, der Alfred dort finden soll.
- Muthart schickt seinen Gesellen unter einem Vorwand zum Fluss. Den Torwächter, den zuvor Alfred mit Wein betäubt hatte, zwingt er zu einem Eid. Martin meldet, dass er den vom Pferd gestürzten Alfred gefunden hat. Muthart, Martin und der Torwächter begeben sich zum Fluss.
- Madaldrut, Mutharts Mutter, findet keinen Gefallen an Wanhilts Säugling, um den sich Winelib, eine Waise kümmert. Die Frauen verbinden die Wunden des von Muthart, Martin und dem Torwächter hereingetragenen Alfred.
- Madaldrut fragt ihren Sohn, wo seine Frau stecke, mit der sie sich zum Kirchgang verabredet habe. Sie macht Muthart Vorhaltungen, dass er Wanhilt trotz des Kindes, das sie von einem anderen erwartete, zur Frau genommen hat und fordert ein eigenes Enkelkind von ihm.
- Wanhilt, die vorgegeben hat, bei einer kranken Freundin Nachtwache zu halten, kommt heim. Als sie mit Muthart, Madaldrut, Martin und zwei Lehrlingen beim Frühstück sitzt, kommt der Torwächter hinzu und berichtet, dass ihn eben Willekin wütend gefragt habe, ob er am Morgen einen Ritter eingelassen habe, er habe aber geschworen, dass er von nichts wisse. Als die Rede auf den Würfelwirt kommt, bei dem es in der letzten Nacht Lärm gegeben habe und der – nach der Ansicht des Torwächters – einen Ritter vom Kulmer Eidechsenbund bei sich verberge, fällt Wanhilt in Ohnmacht und wird ins Nebenzimmer getragen. Martin bittet Frau Madaldrut, bei Winelib ein gutes Wort für ihn einzulegen, aber Mutharts Mutter erwidert, Winelib erwidere Martins Liebe nicht. Ein Trommelwirbel meldet die Niederlage der Ordensritter. Ulrich von Jungingen, für den Muthart gerade einen neuen Helm fertiggestellt hat, ist gefallen. Muthart schimpft auf die Ungerechtigkeit des Himmels, aber Madaldrut weiß die Niederlage so zu deuten, dass in der Marienburg irgend etwas geschehen sei, was Gottes Zorn erregt habe. Das müsse erst gereinigt werden. Als aus der Marienburg das »Kyrie eleison« ertönt, fordert Madaldrut den Sohn auf, auch einmal mit in die Kirche zu kommen.
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Zweiter Akt
- Friedelind bittet einen Einsiedler um Hilfe. Willekin will Alfred öffentlich anklagen. Sie klagt dem Einsiedler auch ihr Leid, dass sie für Willekin keine Kindesgefühle hegt, und hofft, dass sich hinter dem Geheimnis ihrer bei Friedelinds Geburt verstorbenen Mutter die Kunde verberge, dass Willekin nicht ihr Vater sei. Aus Schmerz, an dem Tod der Mutter Friedelinds schuld zu sein, sei der einzige Freund der Mutter zum Einsiedler geworden und berge eine Locke der Mutter an seiner Brust, so habe es ihr die Magd anvertraut. Er, der Einsiedler, habe wohl auch aus Liebeskummer die Einsamkeit gesucht?
- Grete, die Magd, ist Friedelind gefolgt, um sie vor Willekin zu warnen, der ihre Flucht entdeckt hat. Auch bringt sie ihr einen Brief von Alfred, der sie angesichts der Niederlage des Ordensheeres und des Todes seines Oheims bittet, ihm zu entsagen. Friedelind bittet den Einsiedler, zur Burg zu eilen und Alfred umzustimmen, als Grete Willekin nahen sieht.
- Grete behauptet gegenüber Willekin, Friedelind sei mit ihrem Geliebten in Richtung Danzig geflohen. Willekin sieht seinen Plan vernichtet, die hochmütigen Ordensritter zu verklagen. Friedelind verrät sich in ihrem Versteck, weil sie sich vor Ratten fürchtet. Willekin heuchelt einen Schwächeanfall und überlistet so den Einsiedler, um die Kellertüre der Klause öffnen zu können. Als er Friedelind sieht, beschimpft er sie und bezichtigt den Einsiedler der Kuppelei. Da der Einsiedler Friedelind dem wütenden Willekin nicht überlässt, sticht dieser mit einem Dolch auf den Einsiedler ein. Der Einsiedler entwaffnet Willekin und lässt ihn erst auf das Kreuz schwören, dass er Friedelind kein Leid antue. Willekin schwört es, eilt aber, um doch gegen die Ordensritter zu klagen. Als er fort ist, bricht der Einsiedler aufgrund des Blutverlustes zusammen. Auf der Brust des Ohnmächtigen entdeckt Friedelind die Locke ihrer Mutter.
- Auf dem Platz vor der Marienburg erzählt Muthart, wie es durch den Verrat der Eidechsenritter von Kulm zu der Niederlage des Ordensheeres bei Tannenberg kam. Gegenüber dem Komtur von Schwetz, Heinrich Reuß von Plauen, klagt Willekin, dass sein einziges Kind von einem Ordensritter verführt wurde; dem Verführer habe er einen Schlag an die Stirne versetzt, ohne ihn genau zu erkennen. Nun mustert er die Ritter und verklagt Alfred. Aber Muthart, der Torwächter, Martin, Madaldrut und Willekin weisen die Klage zurück. Willekin klagt auch Wanhilt der Buhlerei an, auch sie sei beim Mummenschanz dabeigewesen. Als der Komtur Willekin auffordert, Muthart um Verzeihung zu bitten, schwört Willekin, dass er in Alfred den Verführer seiner Tochter wiedererkennt. Die fünf Gegenzeugen schwören, dass sie die Wahrheit gesagt haben. Daraufhin wird Willekin als Meineidiger abgeführt.
- Muthart setzt dem toten Ulrich von Jungingen den neu geschmiedeten Helm aufs Haupt. Auf Vorschlag des Michael von Sternberg wird der Komtur zum neuen Hochmeister der Marienburg erwählt. In einer Predigt bekennt sich der neue Hochmeister zu den alten Idealen des Ordens, die dem Satan trotzen. Er lässt das Banner der göttlichen Jungfrau entfalten und alle den Schwur auf die Doktrin der Burg erneuern.
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Dritter Akt
- Willekin, der gefesselt an Mutharts Haus vorbeigeführt wird, flucht dem meineidigen »Ehrenschmied«. Als Bettler verkleidet sucht Helwich Wanhilt auf, um sein Kind zu sehen. Er fragt Wanhilt, ob sie seinen Brief nicht erhalten habe, in dem er ihr seine plötzliche Abreise erklärt und Freunde genannt habe, bei denen sie unterschlüpfen könne, bis er heimgekehrt wäre. Wanhilt, die diesen Brief nie erhalten hat, bricht in Tränen aus. Helwich fordert sie auf, mit ihm zu fliehen, um sich und ihr Kind zu retten, denn es drohe Gefahr. Wanhilt hört Muthart kommen, aber Helwich kann nicht mehr fliehen.
- Wanhilt gibt vor, der Bettler habe ihr einen Brief von der Mutter gebracht, der es schlecht gehe. Muthart dankt dem Bettler und gibt ihm Geld zum Lohn. Auch will er ihn vor dem Rückweg noch verpflegen. Als der jedoch den Hut nicht abnimmt und auch nicht hören will, nimmt Muthart ihm den Hut weg. Dabei fällt Helwichs Perücke zu Boden. Muthart will wissen, warum der Fremde in Verkleidung reist, und da er aus Kulm stammt, ob er nicht vielleicht ein Eidechsenritter ist. Helwich gesteht, dass er zum Eidechsenbund gehört. Wanhilt spricht für ihn: sie kenne ihn von Jugend an, er sei unfreiwillig dem Eidechsenbund beigetreten und kein Gegner der Marienburg. Im Vertrauen auf Wanhilt erlässt Muthart Helwich die Rechtfertigung vor dem Ordensgericht. Da die Tore bereits geschlossen sind, er den Fremden aber nicht unter seinem Dach beherbergen will, gibt er Wanhilt nach, die den Fremden durch einen geheimen Kellergang entweichen lassen will. Muthart überwindet sein Misstrauen, dass der Fremde den Feinden diesen Gang verraten könne, und zeigt Helwich den Weg.
- Wanhilt redet der Magd Urte ins Gewissen. Wo denn der Brief sei, den sie ihr einstmals übergeben sollte? Bevor Urte alles erklären kann, ist Muthart zurück.
- Muthart sucht, was in der Bibel über Meineid geschrieben steht, da meldet sich bei ihm ein hinkender Wanderer, der beschlagen werden will. Er nimmt Bezug auf Mutharts Lektüre und weist auf die Skandalgeschichten des Alten Testaments hin. Muthart verweist den Wanderer an den Hufschmied, aber jener gibt sich als Personifizierung von Mutharts schlechtem Gewissen, als Teufel, zu erkennen. Er beruft sich darauf, schon vor Gott über Tag und Nacht regiert zu haben. Muthart provoziert ihn, dass er dann auch einen Menschen aus Lehm formen und ihm Leben einhauchen könne. Das erste gelingt dem Teufel, das zweite nicht. Aber er lässt sich von Muthart nicht fortekeln; erst müsse Muthart sich für den Meineid und die Unterschlagung rechtfertigen. Muthart sagt, der Eid sei notwendig gewesen, um die Burg vor Schmach zu retten, und wenn Willekin auch für den Meineid unschuldig büße, so büße er damit doch anderes ab, was er noch nicht gesühnt habe, etwa den Tod seiner Frau. Und den Brief habe er verschwiegen, um Wanhilt neue Qualen zu ersparen; wer sie einmal betört und belogen hätte, würde wohl auch ein zweites Mal dazu imstande gewesen sein. Wanhilt ist unbemerkt eingetreten und hat Mutharts Monolog mit angehört; trotz ihrer Zwischenrufe nimmt er sie nicht wahr. Der hinkende Wanderer hat einen Ring an seinem Finger gedreht und ist dadurch unsichtbar geworden. Wanhilt stellt Muthart zur Rede: ob es wahr ist, was er eben bekannt hat? Verzweifelt will sie mit ihrem Kind fliehen, findet es aber nicht.
- Winelib kommt mit dem Kind im Wagen. Muthart trägt ihr auf, das Kind niederzulegen, sie aber will aufgrund eines bösen Traums lieber dableiben, geht jedoch, da Muthart sie heimschickt.
- Der hinkende Wanderer erscheint wieder an jener Stelle, wo er zuletzt sichtbar war. Er fordert Muthart auf, eine Madonnenstatuette umzudrehen, da er sonst nicht aus der Schmiede fort könne. Außerdem soll sich ihm Muthart ganz anvertrauen, da es für ihn keine andere Wahl mehr gebe: Wanhilt bezichtige ihn überall des Meineides. Muthart beschlägt dem Teufel, wie gewünscht, das Hufeisen, treibt ihm aber einen Nagel so tief in den Fuß, dass der aufheult. Das Blut des Teufels entzündet sich zu Flammen und setzt die Schmiede in Brand. Inmitten der Mauerreste der Schmiede hält Muthart das tote Kind in den Armen.
- Wanhilt klagt ihn vor der Öffentlichkeit an, nicht nur einen Meineid geschworen und den Brief unterschlagen, sondern nun auch noch das Kind ermordet zu haben. Als sich Muthart vor dem Hochmeister verteidigen soll, ergreift Alfred das Wort, Muthart habe den Eid nur geschworen, um ihn und das Ansehen der Burg zu retten. Friedelind bekennt sich schuldig am Vergehen Alfreds, aber sie nimmt Alfred, der ihrer Meinung nach nicht zum Heiligen geboren ist, selbst die Insignien des Ordensritters ab. Alfred bittet die Ordensritter, ihn von seinem Schwur zu entbinden. Der Hochmeister willfährt Alfreds Wunsch, und Friedelind führt Alfred hinweg zu ihrem sterbenden Vater, der dem Paar seinen Segen geben soll. Der Hochmeister stellt fest, dass Mutharts gutes Herz ihn von der geraden Bahn getrieben hat; die Sache mit der Brief-Unterschlagung möge er allein mit seinem Gewissen ausmachen.
- Madaldrut bekräftigt, sie habe immer gesagt, es gäbe nichts Dümmeres als ein gutes Herz, Muthart solle wallfahrten, bis alle Schuld abgetragen sei. Winelib führt Wanhilt herbei, die gekommen ist, um sich zu verabschieden. Aber Madaldrut hat nur Spott für sie übrig, und Muthart weicht ihrem Blick aus. Auch Martin der Geselle, nimmt seinen Abschied und bittet Winelib, mitzukommen. Die aber bleibt bei Muthart und Madaldrut. In den Trümmern der Schmiede findet Madaldrut die unversehrte Marienstatuette und deutet dies als Zeichen, dass sie mit ihrem Sohn in die Welt hinausziehen darf. Madaldrut, Winelib und Muthart wenden sich zum Gehen.
- An der Kellertüre hört Muthart Geräusche, den Waffenlärm der durch den von Helwich verratenen Geheimgang eindringenden Polen. Er läuft, um die Ritter zu wecken. Die Ordensritter gewinnen die Schlacht, aber Muthart fällt im Kampf. Muthart stirbt mit der Bitte an den Heiland und die Jungfrau Maria, die Burg zu beschützen. Im Sonnenaufgang setzt der Hochmeister dem Toten jenen Helm aufs Haupt, den der Schmied von Marienburg für Ulrich von Jungingen angefertigt hatte.
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