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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

schwarzschwanenreich
In drei Akten
Op. 7 (1910)

Uraufführung:
Großherzogliches Hoftheater Karlsruhe
5. November 1918



Personen

Hulda (Linda)

 

Sopran

Liebhold (Ludwig)

 

Tenor

Ursula,
 Liebholds (Ludwigs) Schwester

 

Mezzosopran

Oswald

 

Bariton

Das Aschenweibchen

 

Alt

Der Gefängniswärter

 

Bass

Der Versucher

 

Bariton

Ein Bursche

 

Tenor

Ein Mädchen

 

Sopran

 

Schauplatz:
Zeit:

 

Böhmen
17. Jahrhundert

 


Vorgeschichte

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges fielen auch in Böhmen Tausende jenem Aberglauben zum Opfer, der Hexen von der Brandmarkung über den Hexenprozess zur Verbrennung führte. Aus Angst vor der Inquisition hat Hulda ihr uneheliches Kind getötet und im Wald begraben. Die Schuld quält sie, aber sie vertraut auf den von ihr erträumten Freund, dessen liebendes Verstehen sie vom Druck ihrer Schuld befreien könnte.

 


Erster Akt

  1. Im Lied an eine Blume betrachtet Hulda ihr eigenes, bedrücktes Dasein. Liebhold lauscht vor den Stufen ihres Hauses wie traumverloren Huldas Gesang. Seine Schwester Ursula mit ihrem Verlobten Oswald spüren ihm nach. Ursula hetzt Oswald gegen Hulda auf: im Schwarzschwanenreich, einem unterirdischen Ort der Wollust, soll Hulda das Delikt der Teufelsbuhlschaft begangen haben.
  2. Oswald will Hulda, die gerade aus dem Hause kommt, auf die Probe stellen. Verwundert nimmt er wahr, dass Hulda kein dämonisches Wesen ist, denn sie kann lachen, und »wer froh ist, ist auch gut«.
  3. Fasziniert von Huldas Erscheinung, entschließt sich Oswald, Ursulas Bitte zu erfüllen und Liebhold von Hulda fernzuhalten: er selbst will Hulda für sich gewinnen.
  4. Er fälscht ein Dokument und besticht die Soldaten mit Wein; anstelle eines siegreichen Kämpfers soll Liebhold von Wallenstein geehrt werden und sogleich zu dessen Heer aufbrechen.
  5. Ursula bedient sich des Aschenweibchens, um Hulda das erwünschte Geständnis zu entlocken. Doch die Teufelsaustreibung misslingt: Hulda flieht zum Teich, um sich zu ertränken, wird aber von Liebhold gerettet.
  6. Liebhold gesteht Hulda seine Liebe, obwohl sie ihn abweist, mit dem Argument, sie sei schlecht. Er aber lässt sich nicht abwehren und erfüllt so Huldas erträumte Vorstellung von einem Mann, der sie schuldlos glaubt, auch wenn er von ihrer Schuld weiß.

 


Zweiter Akt

Vorspiel: In einem wachend geträumten Glücksmoment, jenseits der Gefahr der Außenwelt, erleben Hulda und Liebhold die Erfüllung ihrer Liebe.

  1. Hulda und Liebhold haben geheiratet. Aber noch immer scheut Hulda die Gesellschaft: Liebhold geht auf Huldas Bitte allein zum Tanz.
  2. Oswald, der wegen Dokumentenfälschung eingekerkert war, versucht Hulda durch Drohung gefügig zu machen: als Totengräber will er im Wald nach einem Kindergrab suchen – falls Hulda seine Leidenschaft nicht erhört.
  3. Oswalds Braut Ursula kommt hinzu, und Hulda durchschaut das Spiel, das wieder einmal Liebhold von ihr trennen soll. Oswald zieht sich zurück; Ursulas Hasstirade ergießt sich über Hulda.
  4. Liebhold kommt vom Tanz heim und findet Ursula, mit der er ein Jahr lang nicht gesprochen hat. Durch Erinnerung an gemeinsame Kindheitserlebnisse will er sie dazu ermuntern, sich mit ihm und Hulda zu versöhnen. Doch Hulda ist verschwunden. Ursula weiß, wohin Oswalds Drohungen und ihr Vorwurf der Hexerei Hulda getrieben haben: bedeutungsschwanger weist sie auf den abnehmenden Halbmond hin und führt Liebhold in den nahen Wald.
  5. Tatsächlich ist Hulda an das Grab ihres Kindes geeilt und steigert sich in eine Angstpsychose: im Mondlicht glaubt sie, das Ärmchen des gemordeten Kindes strecke sich aus dem Waldboden und sei tatsächlich das eines Wechselbalges. Die Verstörte wird von Ursula und Liebhold überrascht. Infolge einer Herzattacke bricht Hulda zusammen.

 


Dritter Akt

Ursula hat Hulda der Inquistion ausgeliefert. Verhör und Folter haben die junge Frau endgültig gebrochen.

  1. Selbst der Gedanke an Liebhold und seine treue Liebe vermag Hulda nicht vor jenen Bildern zu schützen, die ihr von der Anklage aufgezwungen wurden: Hinter den Wänden des Kerkers sieht sie in zauberischem Lichte Schwarzschwanenreich, den See mit schwarzen Schwänen vor einem erleuchteten Schloss und einen schwarzen Reiter als schönen Jüngling auftauchen, der sie ins Schwarzschwanenreich entführen will.
  2. Mit dem Eintritt des Wächters endet die Erscheinung. Gebeugt durch eine eiserne »Flasche« soll Hulda ihren letzten Gang zum Richtplatz antreten.
  3. Vergeblich versucht Liebhold, Ursula zur Rücknahme ihrer Anklage zu bewegen, da Hulda ihre Schuld nicht zugegeben habe und so vielleicht noch zu retten sei.
  4. Auf dem Weg zum Holzstoß, von den Weibern mit Staub und Schmutz beworfen, begegnet Hulda Liebhold. Auf seine Frage hin bekennt sie, – aus der Nacht des Wirklichkeit gewordenen Aberglaubens, den zu durchbrechen ihr unmöglich ist – ihre Schuld. (Tatsächlich ist sie ja schuld am Tod ihres Kindes, aber unschuldig, was die ihr vorgeworfene Teufelsbuhlschaft angeht.) Hin- und hergerissen zwischen den Heilsbotschaften von Hölle und Himmel ruft sie inmitten der Flammen des Heilands Hilfe an. Auf diese Weise allen vorgefassten Meinungen über Hexen widersprechend, überzeugt sie Liebhold vollends von ihrer Schuldlosigkeit. Er stürzt zum Scheiterhaufen, um sie zu retten, kommt aber selbst in den Flammen um. Als das Feuer erloschen ist, glauben die Umstehenden ein Wunder zu sehen: im Tode umschlungen, scheinen Hulda und Liebhold blumenumrankt und vom Feuer unversehrt.

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