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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Walamund
In drei Akten (unvollendet)
Op. 17 (1929)







Personen

Trutwin, der junge König

Tenor

Turisint, seine Braut

Sopran

Walafried

Bass

Walamund, dessen Sohn

Tenor

Alawig

Bariton

Alagund

Alt

Irmenhild, Alawigs Tochter

Sopran

Ingelfried

Tenor

Hiltideo, Knecht

Bass

Itis, Walamunds Liebchen

Sopran

Erlolf, ein Wucherer

Bariton

Altwin, Altideo, Wachen

Tenor, Bass

Eine Kammerfrau

Alt

Ein Diener
Ein Koch

 

 

Zeit: An keine bestimmte gebunden, die Kostüme im Charakter des 11. und 12. Jahrhunderts, doch frei, in der Art der Rackhamschen Illustrationen.

 


Erster Akt

  1. Die Hexe Alagund braut einen Zaubersaft, der Alawig zur Königswürde verhelfen soll. Der Knecht Altideo bringt ihr dafür das Blut eines Jünglings, den er beim Liebesakt im Wald ermordet hat, während dessen Geliebte entfliehen konnte. Altideo belauscht das anschließende Gespräch zwischen Alagund und Alawig. Alagund lässt Alawig mit Hilfe des Zaubertrankes in die Zukunft sehen: Noch vor Wintereinbruch soll Alawig gekrönt werden, aber Walafried und dessen Sohn Walamund müssen verschwinden, und Alawig soll Ingelfried durch die Aufgabe weiterer Rätsel daran hindern, seine Tochter Irmenhild zu heiraten. Alagund will durch Nestelknüpfen verhindern, dass Turisint und Trutwin, das junge Herrscherpaar, Kinder zeugen. Sie lässt Alawig von dem Bluttrank trinken, ihn aber zugleich schwören, dass er sie an seinem Krönungstag zur Frau nehmen wird.
  2. Alawig hat den königlichen Berater Walafried beim jungen König diffamiert. Walafried befragt Alawig, was er damit gemeint habe, dass rechtens ihm die Krone gebührte, aber Alawig tut seine Äußerung als einen Scherz beim Wein ab. Er umarmt und küsst Walafried als treuen Freund. Doch Walafried wischt sich die Wange ab und glaubt ihm kein Wort.
  3. Irmenhild berichtet ihrem Vater glücklich, dass ihr Freund Ingelfried die drei von Alawig gestellten Fragen gelöst hat. Sie nennt ihm die Antworten, aber Alawig verlangt, dass Ingelfried noch ein Rätsel lösen soll. Ingelfried forscht, was ihr den Vater so entfremdet hat. Er fragt sie, ob sie ihre künftige Stiefmutter nicht leiden könne. Alawig kommt hinzu und will Ingelfried einen Schmuck, den sie selbst getragen hat, als Glückwunsch zur bevorstehenden Hochzeit umhängen. Da der Vater ihrem Freund noch eine vierte Frage aufträgt, lehnt Ingelfried den Schmuck ab, den sie auch aufgrund eines darin verarbeiteten Opales nie tragen würde.
  4. Ingelfried befürchtet, dass nach dem vierten ein fünftes und sechstes Rätsel kommen wird, weil Alawig nach einem edleren Schwiegersohn Ausschau hält. Irmenhild nimmt ihren Vater in Schutz, aber Ingelfried weiß, dass Alagund hinter den Plänen Alawigs steckt. Irmenhild muntert den Geliebten auf: ihr Liebesmut werde die teuflische Arbeit zunichte machen.
  5. Das junge Königspaar zieht im Schloss ein. Förmlich begrüßt Trutwin seine, ihm von Staatsraison angetraute Braut, der er soeben erstmals gegenübersteht. Turisint ergreift die Initiative, sie ist überzeugt, dass Trutwin und sie sich lieben werden, aber er solle doch die störenden Hofschranzen fortschicken. Sie befragt ihn nach Alawig und Alagund, die sie schon einmal in einem Buch als eine Zauberin aus Asien, die des Nestelknüpfens kundig ist, abgebildet gesehen habe. Alawig schenkt sie kein Vertrauen, dagegen vertraut sie Walafried, den sie durch ein Ring-Pendel einer Prüfung unterzieht. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass Walafried ein ehrlicher Mann ist. Als sie das Pendel auch über Alawigs Kopf schwingen lassen will, lässt der zu Tisch bitten. Als Walafrieds missratener Sohn Walamund im Hintergrund jodelt, ist die Hofgesellschaft entsetzt, aber Turisint lässt den heiteren Sänger herbeikommen. Der empfiehlt sich als verpönter Lump, Tagedieb, Schelm und Schalk und geht – sich dem Befehl der jungen Königin widersetzend ab. Alagund mahnt die Dienerschaft zum Aufbruch. Vor der kirchlichen Trauung soll das Königspaar getrennt schlafen. Turisint aber gesteht, Trutwin schon recht lieb zu haben. Sie küsst ihn und erregt das Misswollen der Umstehenden. Als eine Hofdame eine Kerze fallen lässt, fürchtet Turisint, dies als übles Vorzeichen deuten zu müssen. Wiederholt liebkost und küsst sie ihren Bräutigam.
  6. Außer der Wache Altwin hält auch der Knecht Altideo Wache. Altwin erzählt, dass man den jungen Heinz im Wald ermordet aufgefunden hat. Da sich Altideo schläfrig stellt, glaubt Altwin an dessen Ehrlichkeit. Doch dann entdeckt er Schweiß auf der Stirn des scheinbar Schlafenden. Turisint ruft um Hilfe, da sie eine weiße Gestalt in ihrem Schlafzimmer gesehen hat. Sie lag wach und sah jemanden durch die Wandtüre kommen. Nun soll Trutwin bei ihr Wache halten; aber er darf es nicht, da die kirchliche Trauung noch nicht vollzogen ist.

 


Zweiter Akt

  1. In Walamunds Haus findet ein Gelage statt: er singt zur Laute, Mädchen und Burschen tanzen nach seinem Rhythmus. Erlolf, ein Wucherer, kommt, um bei Walamund seine Schulden einzutreiben. Aber Walamund verspottet ihn nur, und die Burschen werfen ihn die Treppe hinunter.
  2. Itis, Walamunds verlassene Geliebte, kommt, um ihm ihr Leid zu klagen. Er redet ihr zu, wie gut sie es habe, denn wäre sie seine Frau geworden, hätte sie bei Hof doch nur Spott geerntet, der Vater hätte ihn dann sicherlich enterbt, und sie alleine müsste dann für die Familie arbeiten, da ihm das Arbeiten nicht liegt. Walamund will Itis einmal besuchen, um seinen kleinen Sohn zu sehen. Er gibt ihr einen schwach gefüllten Geldbeutel, und beide umarmen sich. Als Itis gegangen ist, kommen die Burschen, die sich hinter einem Vorhang versteckt gehalten hatten, wieder zum Vorschein. Als dritten Störenfried der Runde empfindet Walamund den eintretenden Vater. Die Burschen wollen sich wieder verstecken, aber Walafried hat sie schon erblickt, und sie entfernen sich scheu.
  3. Auf sehr dezente Weise macht Walafried seinem Sohn Vorhaltungen, aber der verspricht, der Vater werde doch noch seine Freude an ihm haben. Walafried ruft eine Versammlung von zwölf Männern, darunter Ingelfried, herein und verliest einen Brief, der auf Landesverrat nach dem bevorstehenden, plötzlichen Tod des Königspaares hindeutet: der Verfasser strebt nach der Krone und verspricht dem Adressaten dafür, einen Teil des Landes an ihn abzutreten. Das Los, den Verräter durch Tod zu bestrafen, trifft Ingelfried. Nun bringen zwei Männer den gefesselten Hiltideo herein, der den Brief an König Hildebert überbringen sollte und schließlich auch gesteht, dass Graf Alawig, Irmenhilds Vater, der Absender des Schreibens ist. Diese Enthüllung scheint für Ingelfried angesichts seines Schwurs, das Verbrechen zu rächen, den Verlust der geliebten Irmenhild zu bedeuten.
  4. Ein Diener berichtet Alawig, dass Hiltideo von Vermummten überfallen wurde und eingesperrt ist und Altideo nicht mehr bei Hof erscheinen wolle. Das Königspaar kommt vom Dom zurück. Alawig, von Trutwin angesprochen, warum er bei der Feier gefehlt habe, beruft sich darauf, das Mahl gerichtet zu haben. Entgegen der Sitte setzt Turisint die Krone, die sie drückt, zum Mahle ab, und Trutwin folgt ihrem Beispiel. Unwillkürlich will Alawig die ihm gereichte Krone aufsetzen. Trutwin erinnert Walafried daran, dass dieser prophezeit habe, Trutwin werde einst am Duft einer Pflanze sterben. Daraufhin hatte er auch einem Lamm das Horoskop stellen müssen und nach seiner Berechnung gesagt, es werde von einem Wolf gefressen. Nun wolle er beweisen, dass Walafrieds Prophezeiung falsch war, denn dieses Lamm gäbe es jetzt zu essen. Ein Diener meldet, das Lamm sei nicht vorhanden, und der Koch gesteht, dass das zahme Wölfchen des Königs in einem unbewachten Augenblick in die Küche geschlichen sei und das Lamm aufgefressen habe. Turisint hält es für Unfug, einen Wolf am Hof zu halten und fordert Walafried auf, Wein einzuschenken. Auf ein Zeichen Alawigs reicht ein Diener Walafried vergifteten Wein. Alawig gibt vor, das Gift zu erkennen, weil die als Gift-Indikator aufgestellten Haifischzähne sich entfärben. Er beschuldigt Walafried des versuchten Giftmordes am König. Turisint, die überzeugt ist, dass Walafried nicht der Schuldige ist, bittet Trutwin, eilig mit ihr fortzugehen und die Krone abzugeben, da ihnen hier nur der Tod drohe. Ein Bauerntanz soll der Aufmunterung dienen, da wird Walafried, den Trutwin aufgefordert hatte, zum Beweis seiner Unschuld selbst von dem Wein zu trinken, von Krämpfen erfasst und beschuldigt Alawig. Während alle Alawig als vermeintlichem Retter des Königs zujubeln, wird Walafried weggetragen. Nur Turisint ist von Walafrieds Unschuld überzeugt.

 


Dritter Akt

  1. Alagund wird von Alawig beim nächtlichen Nestelknüpfen gestört. Altideo hat seiner Frau im Fieber gestanden, dass er auf Alawigs Geheiß einen jungen Mann umgebracht hat, dessen Blut dann von Alawig getrunken wurde. Alagund fragt Alawig, ob er König sein wolle; sie sei nur die Kraft, die seinen Wunsch in Erfüllung gehen lasse. Alagund verspottet Alawig als Feigling, so dass er sie, von Wut übermannt, erwürgen will, doch sie versteht es, ihn von neuem zu verführen. Allerdings möge er vor Ingelfried auf der Hut sein und ihm die letzte Frage erlassen.
  2. Die Kammerfrau der Königin ist aufgeregt, als das Herrscherpaar am Vormittag noch immer zu schlafen scheint. Ingelfried zweifelt, ob Alawig wirklich zu Recht von Hiltideo der Untat beschuldigt wurde; er fürchtet den Verlust von Irmenhild.
  3. Walamund, der Ingelfried beobachtet, bietet ihm an, an seiner Stelle die Rache-Tat auszuführen. Um die Achtung vor sich selbst zurückzugewinnen, will er den Verrat strafen und zugleich seines Vaters Tod rächen. Ingelfried erwidert, dass ihn sein Schwur binde, aber Walamund will ihm zuvorkommen.
  4. Irmenhild meldet Ingelfried, dass ihr Vater, nachdem die letzte Frage gelöst sei, noch am selben Tage die Hochzeit zwischen ihnen verkünden wolle. Ingelfried bittet die Geliebte, dem Vater zu sagen, das Fest solle verschoben werden, da er sich krank fühle. Schließlich nimmt er Abschied von Irmenhild, die sein Verhalten nicht zu deuten weiß.
  5. Da kommt Alawig selbst freundlich auf Ingelfried zu. Der behauptet nun, die Fragen gar nicht selbst gelöst, sondern von einem Zauberweib erfahren zu haben. Ingelfried stellt Alawig wegen des Verrats zur Rede und fordert ihn auf, seine Unschuld auf das Haupt seiner Tochter zu beschwören.
  6. Mit einer Schar Verlarvter eilt der vermummte Walamund herein, scheinbar um Alawig beizustehen. Er fesselt Ingelfried und Irmenhild, fordert aber nun seinerseits Alawig auf, sich zu verteidigen. Als Walamund seine Larve abnimmt, bricht Alawig in Hohngelächter aus. Walamund, dem der sterbende Vater seine Unschuld geschworen hat, verlangt von Alawig ein Geständnis und konfrontiert ihn mit Hiltideo. Da wird im Hintergrund der Mord am Königspaar entdeckt, die in giftigem Räucherwerk erstickt wurden. Alawig zieht sein Schwert gegen Walamund, lässt es aber fallen und wird von Walamund niedergestreckt. Alagund bringt dem Sterbenden die Krone und setzt sie ihm auf. Dafür steckt er ihr seinen Ring an die Hand und benennt sie vor dem Volk als seine Gattin. Alagund lässt Walamund abführen. Doch der nimmt das Recht der zum Tod Verurteilten in Anspruch und richtet seine letzten Worte an die Umstehenden. Zunächst lässt er Irmenhild und Ingelfried losbinden. Dann zerreisst er den Brief, der ihm zu einem Freispruch taugen könnte, was er jedoch nicht will, da er Alawig getötet hat, obwohl der sein Schwert von sich geworfen hatte. Er bittet jenen in der Runde, der Freundschaft für ihn empfinde, zu Itis zu gehen, die sein Erbe antreten und – wenn sie will – auch seinen Namen tragen solle. In verächtlicher Lustigkeit singt er ein Loblied auf die Lüge, die nun hier einziehe und deren angeblich so kurze Beine durch die Jahrhunderte reichen: alles an ihr ist nur Trug und Schein, die Wahrheit muss sich vor ihr verkriechen. Walamund aber will sich der Wahrheit erbarmen und bittet deshalb, ihm ohne Fragen, Reden und Trösten den Kopf abzuschlagen. Walamund lässt sich abführen, und Alawigs Leiche wird auf einer Bahre abgetragen. Weinend umarmt Irmenhild Ingelfried, der erkennt, dass Walamund für ihn in den Tod geht. Ein dumpfes Geräusch auf dem Platz vor der Burg deutet Ingelfried als das Fallen des abgeschlagenen Hauptes.

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