Verstummte Stimmen?

Von | 26.09.2025

Die Bayreuther Festspiele zwischen 1896 und 1933

Die Ausstellung »Verstummte Stimmen: Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945« auf dem Festspielgelände in Bayreuth evoziert die Annahme, Siegfried Wagner habe die antisemitische Tendenz seiner Mutter fortgesetzt, keine jüdischen Künstler bei den Festspielen zu beschäftigen. Auf einer der Stelen ist zu lesen, Siegfried Wagner habe als »taktische Maßnahme« im Jahr 1925 »statt einem vier jüdische Solisten« engagiert (Hervorhebung im Origi­nal).

Diese Aussage und die Siegfried Wagner damit unterstellte Antizipation einer »antisemitischen Besetzungspolitik«  sind einerseits spekulativ, andererseits falsch, wie aus nachstehender Übersicht hervorgeht. An dieser bereits 2015 publizierten Statistik wird ersichtlich, dass nach Siegfried Wagners Antritt als Festspielleiter im Jahr 1906 die Beteiligung jüdischer Mitarbeiter in allen Bereichen – auf, hinter, unter und über der Bühne – kontinuierlich zugenommen hat.

Dieser Effekt wirkte durch die von Siegfried Wagner getätigten Engagements noch eine Weile über seinen Tod hinaus.

Achim Bahr
Quelle: Mitteilungen der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., XLVI, Juli 2015,
mit freundlicher Genehmigung des Autors.

 


 

 

 

Legende

* Ohne Chor- und Orchestermitglieder. 

  1. Zu den genannten Jahrgängen wurden folgende Quellen ausgewertet:
    Offizieller Bayreuther Festspielführer, hrsg. im Einvernehmen mit der Festspielleitung vom Verlag der Hofbuchhandlung Georg Niehrenheim (unter versch. Herausgeberschaften), Bayreuth. Praktisches Handbuch für Festspielbesucher, Leipzig, Baden-Baden.
  2. Folgende Quellen wurden ausgewertet:
    Verstummte Stimmen: Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876 bis 1945. Eine Ausstellung von Hannes Heer, Jürgen Kesting und Peter Schmidt, Berlin 2012.
    Lexikon der Juden in der Musik, hrsg. von Theo Stengel und Herbert Gerigk, Berlin 1940. Reprint in: Eva Weissweiler: Ausgemerzt!: Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen, Köln 1999.