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Person und Persönlichkeit

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Im Schatten des Vaters

Wer dem Lexikon glaubt, findet unter »Siegfried (Helferich Richard) Wagner (1869 – 1930)« meist nur den Sohn von Cosima und Richard Wagner und den Festspielleiter. Man könnte ergänzen: Den Enkel Franz Liszts, den Vater der letzten beiden Festspielleiter Wieland und Wolfgang Wagner, den Gatten der beiden vorausgehenden Festspielleiterin Winifred Wagner, den Schüler Engelbert Humperdincks – doch kommt man so weiter? So sehr Siegfried Wagner durch die Pflege des väterlichen Werkes geformt, so sehr sein Leben dadurch ausgefüllt wurde, es gibt eben auch noch einen anderen, oft im Hintergrund stehenden Menschen, es gibt einen autonomen, wenn auch heute oft vergessenen Dichterkomponisten.

Siegfried Wagner zur Zeit des »Bärenhäuter« (1899)

1899

Geboren als der einzige Sohn des übermächtigen Komponistenvaters, wurde Siegfried sorgfältig erzogen und wuchs wohlbehütet in Bayreuth auf. Erwachsen geworden schwankte er zunächst zwischen dem Studium der Architektur und der Musik, entschied sich dann für letztere, was für ihn immer heißen musste, die Leitung des damals noch im Familienbesitz befindlichen Festspielunternehmens zu übernehmen. Dieses stand unter Obhut der Witwe des 1883 verstorbenen Komponisten, bis der Sohn und Erbe nach und nach seine gebrechlicher werdende Mutter ablöste. Ein Ganztagsjob, sollte man meinen, ging es doch nicht nur darum, die Festspiele zu leiten, sondern darüber hinaus auch noch zu dirigieren, zu inszenieren, Bühnenbilder zu entwerfen und den Überblick über die Finanzen zu behalten. Daneben und zusätzlich zu der Verantwortung für seine immer größer werdende Familie schuf Siegfried Wagner aber eigene Werke, Orchesterliteratur, Lieder, vor allem aber 17 abendfüllende Opern, für welche er auch selbst die Libretti schrieb.

Siegfried Wagner zur Zeit der »Heiligen Linde« (1924)

1924

Dabei hatte sein Opus 1, der bärenhäuter (1898), unbestreitbar den größten Erfolg. Die Oper nach dem Märchen der Gebrüder Grimm wurde am Hof- und Nationaltheater München uraufgeführt und in der Folge viel nachgespielt. Doch dieser Anfangserfolg sollte dem Komponisten nicht treu bleiben, zunehmend schrieb er für die Schublade und bei seinem Tod warteten 4 seiner 17 Opernwerke noch auf ihre Uraufführung. Nach und nach werden seine Werke wieder aufgeführt, immer wieder einmal kann sich ein Opernhaus für das Schaffen dieses Vertreters einer sehr eigen geprägten Nachfolge Richard Wagners erwärmen. Im Jahre 2001 wurde die heilige linde (op. 15 aus den Jahren 1922 bis 1927) im Rahmen eines internationalen Symposions (konzertant) uraufgeführt und 2003 ist nun endlich auch rainulf und adelasia zur Aufführung gebracht worden.

Interessierten ist das Schaffen Siegfried Wagners inzwischen auch auf Tonträgern zugänglich, u. a. sind diverse Operngesamtaufnahmen beim Label Marco Polo sowie eine komplette Einspielung aller Ouvertüren und sinfonischer Werke bei cpo erschienen. Und das Hineinhören lohnt sich und ist nicht nur »Erz-Wagnerianern« zu empfehlen, die bereit sind, den Enthusiasmus vom Vater auf den Sohn auszudehnen: Hier gibt es einen eigenständigen, wenn auch von der Musik des Vaters natürlich genau wie andere Komponisten seiner Generation inspirierten Künstler zu entdecken !


Sabine Busch-Frank

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