Kategorie-Archive: Analysen

Gedanken über Libretto und Librettist

Den Text zum WAHNOPFER beendete Siegfried Wagner im Jahre 1925. Im selben Jahr komponierte er auch das Vorspiel. Aber erst 1928 setzte er sich wieder an die Partitur – die Musik zu seinem opus 16 blieb unvollendet. Deutschland 1925. Die Narben des Ersten Weltkrieges sind noch nicht verheilt. Literaten, Komponisten, Maler … sie alle kämpfen… Weiterlesen »

›Ein Gottesgericht‹ als Zeitstück

Die Idee des geopferten Kindes findet, nach SCHWARZSCHWANENREICH, nochmals Niederschlag in einer Operndichtung Siegfried Wagners. Schuld und Sühne, Wahn und Aberglauben bilden auch im WAHNOPFER wieder die Grundpfeiler der Handlung. Ingunthis ist eine »wahnbetörte« Frau, eine politisch Verblendete. »Ein Gottesgericht«, so der ursprüngliche Titel des Opus 16, soll die Entscheidung bringen, ob Ingunthis die Wahrheit… Weiterlesen »

Das Fragment ist die Wahrheit

Die Utopie des Schlusses liegt nur als Text vor. Siegfried Wagner hat die Oper bis etwa zur Hälfte komponiert. War es die im Angesicht der gesellschaftlichen Realitäten, im Angesicht des aufkommenden Faschismus Ende der 20er Jahre immer evidenter werdende Unglaubwürdigkeit einer solchen humanen Utopie, die Siegfried Wagner innehalten ließ? 1925 schrieb er den Text der… Weiterlesen »

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Wie in allen Opern Siegfried Wagners, sind auch in diesem anspielungsreichen Werk neben autobiographischen wieder mancherlei Verweise auf sein eigenes wie auf das Œuvre seines Vaters zu entdecken. Schon der Titel erscheint als Spiegelung zu »Tristan und Isolde«, was von Adelasia deutlich angesprochen wird: »Doch nicht Liebe schloß den Bund: / Ein süßer Klang sonst… Weiterlesen »

Wollt ihr den totalen Grimm?

»In Märchen steht Wahrheit« lautet die Maxime in Siegfried Wagners 17. Oper WALAMUND. In dieser Oper aus dem Jahre 1928 gibt es zwischen Vater und Sohn einen Schlagabtausch in Sprichworten:1 WALAFRIED: Schöne Kundschaft wieder hier! WALAMUND: »Kundschaft macht Freundschaft. Freundschaft macht Küssen. Küssen macht Kinder.« WALAFRIED: »Der Faulenz und der Lüderli sind zwei Zwillingsbrüderli!« WALAMUND:… Weiterlesen »

Durchdringung von Leben und Kunst

In der Opernhandlung geht es um das Sich-Durchdringen von Leben und Kunst. Eine häufig gestrichene Szene, das einzige Melodram (!) in der ansonsten durchkomponierten Oper, ist der Schlüssel des Ganzen: Siegfried Wagner (1869 – 1930), als Person der Handlung (1915), streitet mit Jacob Grimm (1785 – 1863) über die Verwertung von Märchen; es kommt dabei… Weiterlesen »

Das Schweigen der Kröte

Märchen, Hausmärchen zumal, haben derzeit wieder Konjunktur. Nicht nur erfreuen sich die alten DEFA-Produktionen unverminderter Beliebtheit und werden seit ihrer Erstausstrahlung vor mehr als einem halben Jahrhundert bis heute ohne Unterbrechung auf verschiedenen Fernsehkanälen immer und immer wieder wiederholt, sondern es kommen stets neue und neueste Verfilmungen von Märchenstoffen hinzu, z. B. Märchenperlen (ZDF) oder Sechs… Weiterlesen »

Religion und Politik

In die Zeit der Preußenkriege – Christentum versus heidnischer Urglaube – führt die neunte, im Juni 1913 vollendete Oper DER HEIDENKÖNIG. An »der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts« faszinierte den Komponisten offenbar, dass hier zu einem Zeitpunkt, wo in ganz Europa Glaubenskriege zwischen Lutheranern, Katholiken, Reformierten, Calvinisten und Hugenotten tobten, im Norden Preußens, bei den… Weiterlesen »

Onomapoetik und Poesie

Namen als Schlüssel der Interpretation Wie stets in den Opern Siegfried Wagners, so auch in Opus 9, verrät die Wahl der Namen viel über deren Beweggründe und Psychologie. Ellida, der weibliche Dreh- und Angelpunkt der Opernhandlung, trägt wohl nicht von ungefähr den Namen der weiblichen Hauptrolle von Ibsens »Die Frau vom Meer«. Das 1889 in… Weiterlesen »

Liebe — Tragik

Emanzipation und Gesellschaft Obwohl ziemlich genau lokalisiert und sogar historisch belegt, erscheint die Handlung von Siegfried Wagners neunter Oper nach Zeit und Raum zunächst seltsam entrückt. Wie stets in seinen Werken, sind Namen und Begriffe auch hier gewöhnungsbedürftig und erschweren den Zugang zum eigentlichen Kern noch mehr als das Sujet selbst, es sei denn, man… Weiterlesen »