Anlässlich Friedelind Wagners 100. Geburtstags am 29. März 2018 thematisiert die Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V. – mit dankenswerter Unterstützung der Oberfrankenstiftung, der Stadt Bayreuth, der Friedrich Baur-Stiftung sowie der Sparkasse Bayreuth und in Kooperation mit dem pianopianissimo-musiktheater – diesmal Siegfried Wagners Lieblingstochter Friedelind in Bezug auf ihren Vater in ihrer nunmehr bereits elften Ausstellung in Folge in Bayreuth, die erneut im RW21 gezeigt wird: »Friedelind Wagner und ihr dramatisches Vor-Bild – Das schwarze Schaf von Bayreuth und seine Entsprechung in Siegfried Wagners op. 13« Friedelind Wagner (1918 - 1991), die noch häufiger als ihr Bruder Wieland gern betont hat, die Tochter (also nicht Enkelin) eines Komponisten zu sein, hat sich immer wieder für die Werke ihres Vaters eingesetzt und ein überaus sympathisches Bild Siegfried Wagners in ihrer im Exil entstandenen Autobiografie gezeichnet. Tatsächlich sollte sie später in ihrer Haltung dem systemkonträren Verhalten ihres dramatischen Vorbildes in Siegfried Wagners op. 13, Der Schmied von Marienburg, entsprechen. Während sie zunächst die Hitler-Begeisterung ihrer Familie vollauf teilte, dem BDM beitrat und es ablehnte, sich in Gesellschaft von »Juden« und »Negern« zu begeben, wurde sie seit 1938 durch den Einfluss von Arturo Toscanini immer kritischer und emigrierte 1939 mit Hilfe des Dirigenten über die Schweiz, Großbritannien und Argentinien in die USA. Ihre Emigration und ihr bald darauf publiziertes Buch »Heritage of Fire«, das in Deutschland unter dem Titel Nacht über Bayreuth erschien, bedeuteten einen Triumph für all jene Wagnerianer, die – rassisch oder politisch verfolgt – außerhalb von Nazi-Deutschland lebten. Wie allerdings auch der englische Geheimdienst in seinem Dossier über Friedelind Wagner feststellte, emigrierte sie nicht nur aus politischen, sondern auch aus persönlichen Gründen, vor allem, um dem Dauerkrieg mit Mutter Winifred und Bruder Wieland zu entgehen. Friedelind Wagner verstand sich später durchaus mehr als Tochter denn als Enkelin der Wagner-Dynastie und gab durch die von ihr initiierten konzertanten Aufführungen in London und als Präsidentin der 1972 gegründeten Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e. V. der Renaissance des Oeuvres ihres Vaters bemerkenswerte Impulse. Sie starb am 8. Mai 1991. Neun Tage später erklang in einer Gedenkstunde in Haus Wahnfried die erste Szene aus dem dritten Akt des Kobold – einer der wenigen Anlässe, bei denen in Bayreuth Musik Siegfried Wagners zu hören war. Diskografisch zieht sich die Reihe der von Friedelind Wagner initiierten Tonträger von einer frühen Schallplatteneinspielung des Weihnachtslieds über Liedinterpretationen von Hanne Lore Kuhse bis hin zu Ersteinspielungen der Symphonie und der Symphonischen Dichtungen auf LPs, musikalisch von den britischen Erstaufführungen der Opern Der Friedensengel und Der Kobold in London über Sternengebot und Sonnenflammen in Wiesbaden, Schwarzschwanenreich in Solingen und Herzog Wildfang in München, bis hin zu der – noch in ihrer Zeit als Präsidentin der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft erfolgten – szenischen Uraufführung der letzten Oper ihres Vaters, Das Flüchlein, das Jeder mitbekam sowie in Konzerten der Symphonischen Dichtung Sehnsucht von Paris (Daniel Barenboim) bis Berlin (Muhai Tang) und zum Gedenkkonzert anlässlich des 50. Todestags von Siegfried Wagner 1980 im Bayreuther Festspielhaus.
Die Ausstellung wirft ebenso ein Licht auf Friedelind Wagners Publikationen zu Siegfried Wagner wie auf ihre eigenen Ambitionen als Regisseurin und Theaterleiterin und klammert dabei auch die problematischen Seiten der ersten Tochter Siegfried Wagners nicht aus.
Die diesjährige Ausstellung des Kuratorenteams Achim Bahr und Prof. Dr. Peter P. Pachl – unterstützt durch Friedelind Wagners Biografin Dr. Eva Weissweiler – wird die Aktivitäten Friedelind Wagners anhand von Fotografien, Besetzungszetteln, Presseberichten, Videos und Tonbeispielen umfangreich dokumentieren. Die Eröffnung am Dienstag, den 24. Juli 2018, um 14:00 Uhr durch die Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth, Brigitte Merk-Erbe, wird wieder musikalisch gestaltet von Rebecca Broberg (Sopran) und Graham Cox (Klavier) mit Szenen und Arien aus Siegfried Wagners Opern: Der Schmied von Marienburg, Herzog Wildfang und Das Flüchlein, das Jeder mitbekam. Ort der Veranstaltung ist der Ausstellungsraum (»Galerie«, 1. Etage) im Im Anschluss an die Eröffnung findet die diesjährige Jahreshauptversammlung der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft e.V. statt. Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek (Di-Fr: 10:00-19:00 Uhr, Sa: 10:00-15:00 Uhr) bis zum 30. August 2018 besichtigt werden, der Eintritt ist frei. |