Archiv des Autors: Achim Bahr

Namen als Schlüssel der Interpretation

Wie stets in seinen musikdramatischen Werken, so arbeitet Siegfried Wagner auch in seinem opus 4 mit Onomapoetik und -poesie. Namenlos und im Gegensatz zum Opernerstling DER BÄRENHÄUTER auf ihre Berufsfunktionen beschränkt sind die Würdenträger Bürgermeister, Priester und Herold, aber auch die Verlängerung der Exekutive, der Bursche. Michel Der Bürgermeister wird mit dem Vornamen Michel angesprochen, einem… Weiterlesen »

Heinrich, Heinz und Henry

Heinrich ist nicht nur der Name des männlichen Protagonisten in Siegfried Wagners Opus 4, ein Heinrich spielt auch in seiner nachfolgenden Oper STERNENGEBOT eine Rolle. Angesichts der enormen Bandbreite von Namensfindungen und Namensneuschöpfungen in den Bühnenwerken Siegfried Wagners scheint ein solches Vorgehen verwunderlich und des Nachgehens wert. »Herr Heinrich saß am Vogelherd« heißt es in der… Weiterlesen »

Gewalt in der Oper

Die bislang letzte Inszenierung von Siegfried Wagners vierter Oper BRUDER LUSTIG fand an der Berliner Staatsoper unter dem Titel »Andreasnacht« am 7. Juni 1944, also am Tag nach der Invasion in der Normandie und zwei Wochen vor Stauffenbergs Attentat auf Hitler statt. Wie Peter P. Pachl in seiner materialreichen Arbeit über »Siegfried Wagners musikdramatisches Schaffen« (Tutzing… Weiterlesen »

›Gespensterlug‹ und ›Zaubertrug‹

»Der Aberglaube ist ein Kind der Furcht, der Schwachheit und der Unwissenheit« befand Friedrich der Große einmal. Und wie zählebig doch dieses Kind ist! Bis heute hat sich der eine oder andere Aberglaube erhalten – und zwar nicht nur beim Bühnenvolk, wo man sich vor Premieren mit »Toi-Toi-Toi« über die Schulter »spuckt«, weil der Speichel als… Weiterlesen »

›Andreasnacht‹ – musikalisches Zentrum der Oper

Die Andreasnacht steht im Mittelpunkt der Oper BRUDER LUSTIG von Siegfried Wagner, die ja auch unter dem Titel »Andreasnacht« am 7. Juni 1944 an der Berliner Staatsoper inszeniert wurde; diese Aufführung war übrigens das Regiedebüt von Wolfgang Wagner – und zugleich die letzte szenische Realisierung des Werkes bis zur Aufführung am Stadttheater Hagen. In der Nacht… Weiterlesen »

Traumgestalten unbewältigter Psyche

Siegfried Wagner Opus 3, DER KOBOLD, 1903 vollendet und 1904 in Hamburg uraufgeführt, wurde vom Komponisten selbst später oft als sein »Lieblingswerk« bezeichnet. Doch ganz im Gegensatz zum neckisch klingenden Titel ist die Oper ein sehr düsteres Drama, in welchem sich Siegfried Wagner mit der Frage auseinandersetzt, was mit der Seele von abgetriebenen oder gleich… Weiterlesen »

Schuldlos-schuldige Opfer

Zu Beginn des Werks liegt alles wie das Bühnenbild im Nebel. Was auf den ersten Blick als Märchen anmuten könnte, offenbart sich als Drama, in dem der Dichterkomponist Siegfried Wagner Autobiographisches, familiären Schuldkomplex sowie heute noch aktuelle gesellschaftskritische Themen und insbesondere die Problematik von Abtreibungen / Kindstötungen verarbeitet. Verena wird von Kobolden (im späteren Verlauf… Weiterlesen »

Onomatopoetik und -poesie

Namen als Schlüssel der Interpretation Bei der Wahl der Namen für seine Opernfiguren ging es Siegfried Wagner einerseits darum, Namen zu suchen, die für die Opernliteratur Novitäten darstellten, die andererseits aber Assoziationsketten ermöglichen, die wiederum Rückschlüsse und Hilfestellungen zur Deutung der Opernfiguren selbst sind – so auch in Siegfried Wagners DER KOBOLD. Verena, die Wahrhaftige… Weiterlesen »

Die strafrechtlichen Aspekte der Oper

Schuld und Missbrauch Nach einem bekannten Bonmot soll die Handlung von Siegfried Wagners DER KOBOLD in puncto Unverständlichkeit noch den »Troubadour« in den Schatten stellen. In der Tat bereitet die Tiefenstruktur des KOBOLD manches Kopfzerbrechen, weil Siegfried hier zwei Lieblingsthemen seines Vaters Richard in einer wohl nur biografisch und tiefenpsychologisch entschlüsselbaren Weise aufgegriffen und abgewandelt… Weiterlesen »

Die Sehnsucht nach der glücklichen Zeit

Falschgraf und fünfziger Jahre Die Rückbesinnung, die wir derzeit erleben, ist eine Bewegung des Blicks in Richtung der 50er Jahre. Diese Renaissance einer Epoche zeigt sich seit kurzer Zeit in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens: in Design und Mode – im grafischen Bereich hält diese Bewegung schon seit ein paar Jahren an, der Wiedereinzug des… Weiterlesen »