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Erste Gesamtaufnahme von An Allem ist Hütchen Schuld! weltweit
Die Produktion von Siegfried Wagners op. 11, An Allem ist Hütchen Schuld! am 9. + 10. August 2019 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth liegt nun – etwas früher als erwartet – als CD (Marco Polo 8.225378-80) vor. Es handelt sich um die erste Gesamtaufnahme dieser Oper überhaupt!
50 Jahre Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth
Am 7. August 1972 wurde in Bayreuth im damaligen Bahnhofsrestaurant die Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft auf Initiative des Bayreuthers Peter P. Pachl gegründet, der im letzten Jahr überraschend verstarb; es ist tragisch, dass gerade er als Motor und spiritus rector der ISWG das Jubiläum nicht mehr erlebt.
Plakatgestaltung: Achim Bahr
Seit ihrer Gründung verfolgt die ISWG erfolgreich das Ziel, sämtliche Opern von Siegfried Wagner sowohl konzertant als auch szenisch zur Aufführung zu bringen, inzwischen liegt das gesamte Oeuvre Siegfried Wagners – auch seine Konzertstücke, die Sinfonie und alle Liedkompositionen – in qualitativ hochwertigen Einspielungen auf CD, teilweise zusätzlich auch auf DVD vor. Zudem gibt die ISWG eine Schriftenreihe heraus, in der einzelne Aspekte in Leben und Werk des Komponisten und Festspielleiters thematisiert werden, und sie veranstaltet regelmäßig, manchmal sehr umfangreiche Ausstellungen in Bayreuth (2014 im Neuen Rathaus, 2019 im Alten Schloss) und anderswo, wie 2017 in Berlin die auch im Ausland vielbeachtete Schau Siegfried Wagner. Bayreuths Erbe aus andersfarbiger Kiste. Die alljährlichen Bayreuther Ausstellungen der ISWG zur Festspielzeit finden – übrigens auf Anregung von Udo Schmidt-Steingraeber – seit 2008 kontinuierlich statt, abwechselnd im Steingraeber-Haus und im RW21.
Das 50jährige Jubiläum steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der am 26. Juli 2022 um 16:00 Uhr in der Stadtbibliothek RW21 die Ausstellung 50 Jahre Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft eröffnen wird. Die Veranstaltung wird begleitet mit Musik – natürlich – von Siegfried Wagner; Christian Biskup, Klavier, gestaltet das Programm (Eintritt frei).
Diese wunderbar musizierte nicht-öffentliche Aufführung diente zur Vorbereitung der überfälligen szenischen Uraufführung der Oper, deren späte konzertante Uraufführung vor 21 Jahren (2001) in Köln stattfand.
Josef Limburg über die erste Begegnung mit Siegfried Wagner
Zweimal hat der Bildhauer Josef Limburg (1874 - 1955) Siegfried Wagner porträtiert; in seinem Tagebuch schildert er, wie sie sich 1902 erstmals in Rom begegneten, wo Siegfried Wagner eine Zeit lang mit dem ebenfalls erwähnten Otto Greiner (1869 - 1916) und mit dem Maler Ludwig von Hoffmann (1861 - 1945) zusammen lebte:
Josef Limburg, Porträt Siegfried Wagner
Rom, im Februar 1902.
Zu einer Abendgesellschaft bei Baron von Rotenhan waren mindestens 60-80 Personen eingeladen. Ich kannte außer Sr. Exzellenz und dem Gesandtschaftsrat von Flotow niemand. Es gab ein prunkvolles Büfett und gute Weine. Plötzlich wurde bekannt gegeben, daß die Frau eines deutschen Bildhauers singen würde: »Dich, teure Halle«, aus »Tannhäuser«. Herr von Flotow trat an mich heran und sagte, daß auch Siegfried Wagner da sei.
Die ältliche Dame sang. Nicht schön, aber laut. Schrille Töne zerrissen mir mein Ohr, wie wenn eine Schnellzugslokomotive in die Eisenbahnhalle einfährt. Ich flüchtete mit einigen anderen Herren durch verschiedene Räume in ein entfernter gelegenes Zimmer. Dort ließ sich gerade ein Herr bei gedämpftem Lampenschein auf ein Sofa nieder. Ich setzte mich zu ihm. – Sie sind wohl auch des Gesanges wegen ausgerissen, redete ich ihn an. ]awohl, es ist scheußlich. Siegfried Wagner soll auch hier sein, was mag der bloß dazu sagen? Er hat es Ihnen eben gesagt, war die Antwort.
So lernte ich Siegfried Wagner kennen. Er besuchte mich im Atelier. Ich traf ihn in der Osteria Rampichino mit dem Radierer Otto Greiner beim Mittagsmahl. Oft gingen wir zusammen ins Café greco, wo einst auch sein Vater und Franz Liszt schon gewesen. Gerne hätte ich seinen feinen Kopf modelliert. Er hatte aber keine Zeit mehr. Komponierte. Wollte abreisen.
Josef Limburg, »Christliche Bildwerke und Tagebuchblätter aus der Schaffenszeit«, München o. J., Seite 84.
Siegfried Wagners künstlerischer Nachlass online
Der künstlerische Nachlass Siegfried Wagners – derzeit (Januar 2022) insgesamt 22 Objekte – ist neben dem Nachlass von Richard und Cosima Wagner sowie zahlreichen Dokumenten von Franz Liszt online beim Richard Wagner Nationalarchiv zugänglich; außer den Partiturhandschriften von 16 Opern, der Symphonie, der symphonischen Dichtung Glück sowie dem Scherzo Und wenn die Welt voll Teufel wär! gehören auch die Erinnerungen dazu sowie die Tagebücher der Reise nach Asien 1892 und der Herbstreise 1928 und weiter 1929-1930.
Seit 2017 wird der ca. 12.000 Dokumente umfassende Handschriftenbestand aus 150 Jahren digitalisiert; dabei handelt es sich
um das Herzstück des Bestandes aus dem früheren Archiv der Familie Wagner, das 1973 für die Richard-Wagner-Stiftung angekauft wurde: die originalen Briefe, Notizbücher und Manuskripte aus dem Nachlass Richard und Cosima Wagners sowie die Musikhandschriften Richard Wagners und seines Sohnes Siegfried – eine musik- wie kulturgeschichtlich höchst bedeutsame Sammlung unterschiedlicher Dokumente.