Nationalsozialistischer Künstlertyp?

Von | 14.11.2025

In seinem 2021 publizierten Buch Hier gilt’s der Kunst: Wieland Wagner 1941-1945 bezeichnet der Musik- und Theaterwissenschaftler an der Universität Bayreuth und Leiter des Forschungsinstituts für Musiktheater in Thurnau, Anno Mungen, Siegfried Wagner wörtlich als »nationalsozialistische[n] Künstlertyp«.

Dass »Wieland und Wolfgang während der Nazi-Herrschaft eng mit dem Regime und Hitler persönlich verbunden waren und davon profitierten,« sei ja bekannt, heißt es in der – eine Rezension des Buches zitierenden – Verlagsankündigung. Doch beim »Zusammenspiel von Krieg und Kunst, von Politik und rücksichtslosem Streben nach Erfolg« (Klappentext) muss auch Siegfried Wagner herhalten. Im Kapitel »Huschele« führt der Autor aus:

Großvater Richard und Vater Wieland [sic ! – gemeint ist natürlich Siegfried] versehen ihre Erstgeborenen mit Namen, die aggresive Männlichkeit verheißen. Im Falle Siegfried Wagners hatte das nicht funktioniert, aus ihm war kein Kämpfer, sondern ein nationalsozialistischer Künstlertyp erwachsen. 

Siegfried Wagners Sterbedatum und das Verdikt von Joseph Goebbels – um nur zwei Argumente gegen diesen Nonsens anzuführen – dürften dem promovierten und habilitierten Autor bekannt sein.

Die Behauptung übrigens, Siegfried Wagner habe als Festspielleiter eine »antisemitische Besetzungspolitik« betrieben, konnte schon 2015 anhand einer simplen Statistik widerlegt werden, vgl. »Verstummte Stimmen? Die Bayreuther Festspiele zwischen 1896 und 1933«.


Anno Mungen, Hier gilt’s der Kunst: Wieland Wagner 1941-1945, Frankfurt 2021, S. 100