Notiz im Tagebuch von Erich Mühsam

Von | 21.11.2025

In seinen Tagebüchern erwähnt überraschenderweise Erich Mühsam – indirekt – Siegfried Wagner: In Heft 6 hält er in der Eintragung für Mittwoch, den 16. August 1911 fest:

[…] Auf der Straße begegnete mir Hanns Fuchs, ein Bekannter aus dem Hirschfeldkreis in Berlin, ein tuntiges Rindvieh […]

Ich ging nachher noch mit Fuchs in ein Caféhaus, der mir, da ich durch den Spielverlust ganz blank war, 3 Mark pumpte. Heut vormittag traf ich ihn und lud ihn zum Essen zu mir ein. Er redet – wie vor Jahren schon – ausschließlich vom Hause Wahnfried (ich nenne es gern ›Größenwahnfried‹) und renommiert damit, daß er mit Siegfried Wagner ein homosexuelles Verhältnis hatte. 

Hanns Fuchs – der mutig sich bereits 1901 öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte – ist u. a. der Autor des Buches Richard Wagner und die Homosexualität, unter besonderer Berücksichtigung der sexuellen Anomalien seiner Gestalten (1903).