Der in Tilsit geborene Erzähler und Lyriker Johannes Bobrowski (1917-1966), dessen Werk gekennzeichnet ist durch die Berührung mit der osteuropäischen Landschaft, mit deutschen, baltischen und slawischen Kulturen sowie ihrer Sprachen und Mythen, und der die Geschichte von Deutschen und osteuropäischen Völkern als sein Generalthema bezeichnete, erwies am Anfang des ersten Kapitel seines letzten Romans »Litauische Claviere« Siegfried Wagner eine kleine Hommage: Es tritt der Konzertmeister Gawehn auf, der plant, über den litauischen Nationaldichter Christian Donelaitis eine Oper zu schreiben. Er verlässt gerade das Stadttheater Tilsit nach dem Ende der Probe zum SCHMIED VON MARIENBURG und ist erbost, dass man seinen Part zusammengestrichen hat.
Die Handlung spielt zwischen 1920 und dem März 1939, da von litauischen Zollbeamten an der Memelbrücke die Rede ist. Die hat es vorher und nachher zu Lebzeiten des Autors da nicht gegeben.
Leider wird Siegfried Wagners Oper im weiteren Verlauf des Romans nicht mehr erwähnt.
Gunnar Strunz
Originalbeitrag für ISWG online