Ulrich Müller gestorben

Von | 23.11.2025

Die ISWG trauert um ihr Mitglied Prof. Dr. Ulrich Müller, der am 14. Oktober 2012 viel zu früh verstarb. Der auch um das Werk Siegfried Wagners verdiente Ordinarius regte kurz vor seiner Emeritierung die Verfasserin des folgenden Nachrufs zu ihrer Dissertation über op. 6, BANADIETRICH, an, die auch in der letzten Siegfried Wagner-Ausstellung »Ich bereue nicht!« ihren Niederschlag gefunden hat.

 

Nachruf auf em. O. Univ. Prof. Dr. Ulrich Müller (1940-2012) 

Uli Müller war mit Leib und Seele Mediävist. Nach dem Studium der Germanistik und Lateinischen Philologie, Archäologie und Musikwissenschaft in Göppingen promovierte er 1976. Seine Dissertation über Oswald von Wolkenstein war 1978 auch der erste Band der von ihm mitbegründeten und mit herausgegebenen »Göppinger Arbeiten zur Germanistik«, eine Reihe, in der 1974 auch die 1971 verfasste Habilitationsschrift zur politischen Lyrik des Mittelalters in zwei Bänden samt ebenfalls zweibändiger Anthologie erschien. Nach drei Jahren als Gastdozent wurde Uli Müller am 1. Oktober 1976 zum Ordentlichen Universitätsprofessor für Deutsche Literatur des Mittelalters an die Paris Lodron Universität Salzburg berufen.

Hier entfaltete er eine außerordentlich rege und breitenwirksame publizistische Tätigkeit, war Mitbegründer und mehrfacher Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalterstudien (IZMS) des Instituts, stellvertretender Koordinator der Mittelhochdeutschen Begfriffsdatenbank MHDBDB, leitete das vom österreichischen Forschungsfonds finanzierte Projekt zur umfassenden Neuedition der Lieder Neidharts (die daraus resultierende große Salzburger Neidhart Ausgabe (SNA) erschien 2007 in drei Bänden bei de Gruyter), war Vizepräsident und Präsidialmitglied des Österreichischen Austauschdiensts (ÖAD) für die Salzburger Hochschulen, vertrat die Universität auch selbst auf internationalem Parkett, z. B. bei den großen interdisziplinären mediävistischen Kongressen in Kalamazoo und Leeds und war seinen Studenten ein Doktorvater, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Sein Werk wurde mit Auszeichnungen wie dem Grimm-Preis 1984, dem Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg 2001 oder dem Schickhardt-Preis der Hohenstaufen-Stadt Göppingen 2005 gewürdigt. Er emeritierte am 30. September 2009.

Nebenbei stand Uli Müller bis 2007 der Oswald-von-Wolkenstein Gesellschaft vor, war bis 2006 Präsident der Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik und bis 2002 Vorsitzender der Arbeitsgruppe »Altgermanistische Editionen« in der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Editionen. Als passionierter Liebhaber von Musik und Musiktheater war er zahlreichen Künstlern verbunden, die mittelalterliche Musik zum Klingen bringen (seiner Zusammenarbeit mit dem Sänger Eberhard Kummer verdanken wir Gesamtaufnahmen des Nibelungenliedes, des Wartburgkrieg-Fürstenlobs und des Herzog-Ernst-Liedes), veranstaltete aber auch regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen Symposien zu den Oster- und Sommerfestspielen in Salzburg.

Uli Müller hat uns gezeigt, wie lebendig, vielschichtig und unterhaltsam die Wissenschaft vom Mittelalter sein kann. Wir werden ihn vermissen.

Daniela Klotz