Der Komponist Josef Bohuslav Foerster und seine Frau, die Sängerin Bertha Lauterer-Foerster, begegneten Cosima Wagner im Sommer 1893 als Gäste in der Villa »Wahnfried« in Bayreuth; Bertha Lauterer-Foerster war von Cosima Wagner gebeten worden, die Rolle der Elsa im »Lohengrin« für die Festspiele einzustudieren.
Nachdem ihm Siegfried Wagner als »ein stiller, bescheidener und natürlicher junger Mann von schlichtem, unkompliziertem, gleich bei der ersten Begegnung durchsichtigem Charakter« erschienen war, schildert Foerster eine Begebenheit anlässlich einer Mittagstafel:
Mein Gedächtnis bewahrt die Szene auf, wie Siegfried, als das Essen vorüber war, sich leise vom Tisch erhob, ohne den Wink seiner Mutter abzuwarten, und mit einem Mal in einer Ecke des Speisesaals den Kopfstand machte. Fräulein Eva machte mit einem Blick Frau Cosima auf die ungewöhnliche Evolution aufmerksam, vielleicht war es ihr unangenehm, daß dies in Gegenwart der Gäste geschieht, doch die Mutter bemerkte, sich mir zuwendend (ich saß bei Tische links neben ihr): ›Wie der Papa‹ … Und Siegfried kehrte ruhig, mit gerötetem Gesicht und heiterem Ausdruck auf seinen Platz zurück.
Vladimir Karbusicky (Hg.), Besuch bei Cosima: Eine Begegnung mit dem alten Bayreuth. Mit einem Fund der Briefe Cosima Wagners, Hamburg 1997, S. 54 und 58-59.