Archiv des Autors: Achim Bahr

Selbstmord: Gesetz, Kirche, Gesellschaft

Nach dem geltenden deutschen Recht ist der Selbstmord und sein Versuch straffrei. Dieser Grundsatz ist jedoch so selbstverständlich nicht. Ein kurzer rechtsgeschichtlicher Rückblick zeigt vielmehr eine wechselvolle, von politischen und geistigen Einflüssen in hohem Maße abhängige Entwicklung. Während das altorientalische Recht, niedergeschrieben im Codex Hammurabis, der altindischen Mitaksara oder im mosaischen Gesetz keine Bestimmungen über… Weiterlesen »

Die Staffelsteine

Staffelsteine gibt es nicht als geographisch-geologische Bezeichnung. Auch die Gipfelfelsen des Staffelbergs haben keine selbstständige Bezeichnung. Der 539 m hohe Berg gilt als schönster Berg Frankens. Der Staffelberg ist dabei geologisch-petrologisch der nördlichste Ausläufer der Fränkischen Alb. Er besteht aus Gesteinen des Jura, genau genommen des Oberjura, die vor 160 bis 144 Millionen Jahren gebildet… Weiterlesen »

Religion und Politik

In die Zeit der Preußenkriege – Christentum versus heidnischer Urglaube – führt die neunte, im Juni 1913 vollendete Oper DER HEIDENKÖNIG. An »der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts« faszinierte den Komponisten offenbar, dass hier zu einem Zeitpunkt, wo in ganz Europa Glaubenskriege zwischen Lutheranern, Katholiken, Reformierten, Calvinisten und Hugenotten tobten, im Norden Preußens, bei den… Weiterlesen »

Onomapoetik und Poesie

Namen als Schlüssel der Interpretation Wie stets in den Opern Siegfried Wagners, so auch in Opus 9, verrät die Wahl der Namen viel über deren Beweggründe und Psychologie. Ellida, der weibliche Dreh- und Angelpunkt der Opernhandlung, trägt wohl nicht von ungefähr den Namen der weiblichen Hauptrolle von Ibsens »Die Frau vom Meer«. Das 1889 in… Weiterlesen »

Liebe — Tragik

Emanzipation und Gesellschaft Obwohl ziemlich genau lokalisiert und sogar historisch belegt, erscheint die Handlung von Siegfried Wagners neunter Oper nach Zeit und Raum zunächst seltsam entrückt. Wie stets in seinen Werken, sind Namen und Begriffe auch hier gewöhnungsbedürftig und erschweren den Zugang zum eigentlichen Kern noch mehr als das Sujet selbst, es sei denn, man… Weiterlesen »

›Glaube‹ – mehr als ein Zwischenspiel

Die Erschließung einer Oper von ihrem orchestralen Zwischenspiel her zu entwickeln scheint weit hergeholt, wenn nicht gar abwegig. Analysen des Nibelungenrings setzen auch nicht mit Siegfrieds Trauermarsch ein und »Parsifal«-Studien beginnen im Allgemeinen nicht mit dem »Karfreitags-Zauber«. Dasselbe gilt schließlich für die Opern Pietro Mascagnis, obschon gerade er das Intermezzo sinfonico zu einem Charakteristikum seiner… Weiterlesen »

Die wendischen Gottheiten

Bei der Feier zur Verbrennung des toten Wendenkönigs im szenischen Vorspiel der Oper DER HEIDENKÖNIG wird zunächst der Götterbote Algis angerufen, der offenbar den germanischen Zwillingsgöttern, den Alken entspricht, die etwa beim Umzug in ein anderes Haus angerufen wurden und die einem neuvermählten Paar ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt haben sollen.… Weiterlesen »

Die Götter der Wenden und ihr Kult

Siebzehn Gebote hatte der historische König Waidewut, gemeinsam mit seinem Bruders Bruteno, Kriwe in Balga, aufgestellt. Hier hieß es unter anderem: Niemand soll ohne den Kriwen Kriwaito die Götter anbeten. Keiner soll aus fremden Ländern einen Gott ins Land bringen. Die obersten Götter sollen sein: Potrimpos, Perkunos und Pikollos. Denn die haben und dies Land… Weiterlesen »

Von Entwurzelten und suizidalen Verhältnissen

Die Menschen in SONNENFLAMMEN sind das zeitlos gültige Abbild einer suchenden, unausgewogenen Gesellschaft, in der alle Beteiligten unabhängig von Kultur und Machtverhältnissen an gesellschaftlichem Druck oder ihrem Individualisierungsdrang zerbrechen. Gleich zu Beginn der Oper wird Fridolin von einem gequälten Bettler mitverflucht. Einer repräsentativen, elitären Gruppe zugehörig, ist er mitschuldig und kann vor den gesellschaftlichen Missständen… Weiterlesen »

›Sonnenflammen‹ Fortsetzung von ›Sternengebot‹ ?

In STERNENGEBOT (1906) zieht Helferich, ein Ritter aus dem Lahngau, zum Kampf, »nach Osten hin, gegen Heidentum«. Die Kreuzfahrt erscheint ihm angebracht als Sühne für den Tod an Herbert, der Helferich, den vermeintlichen Nebenbuhler, zum Duell gefordert hatte und dabei von ihm getötet wurde. Helferichs Geliebte Agnes erklärt am Schluss der Oper, dass sie überall… Weiterlesen »