Walter Schuster über das Zwischenspiel ›Glaube‹

Von | 24.11.2025

Etwa drei Viertel des ca. 50-köpfigen Streichkörpers sowie auch sein musikalischer Leiter mögen das Orchesterzwischenspiel GLAUBE sehr und halten es für  ausgesprochen geeignet, damit ein sinfonisches Konzert zu eröffnen. Im Hinblick auf seine Instrumentation hat es einen überzeugenden Aufbau, der bei vielen in der Beurteilung positiv herausgehoben wurde. Die Tatsache, dass  die Wirkung des Stückes zu zwei Drittel von der Qualität des Streichorchesters abhängt, bei dem vor allem auch von den Mittelstimmen Violine 2 und Viola einiges abverlangt wird, hat den Dirigenten dazu veranlasst, dem Stück – trotz schwer zu begleitender Solokonzerte und Dvoraks »Neunter« – auch die adäquate Probenzeit einzuräumen.

Das Dranbleiben-Müssen am Ton war für die Streicher natürlich sehr anstrengend, aber auch herausfordernd, und so verzichtete ich manchmal bei den Proben darauf, das Stück in der Intensität spielen lassen, wie sie dann letztendlich geboten ist. Das Stück atmet eine ungeheure Klangsinnlichkeit, die vielleicht für ein paar eingefleischte Bach-Fans zu viel gewesen sein mag. Immer wieder spürt man natürlich den Geist des Vaters Richard (so z. B. die Verwandtschaft mit dem doppelschlagartigen Brünnhilde-Motiv, oder auch die hohen geteilten Geigen in »Lohengrin«) heraus.

Vor allem aber am Schluss, wo der Komponist Noch langsamer forderte, den ich dann, als das ganz Besondere, im Non-Vibrato einforderte, zeigt Siegfried Wagner sein ganz und gar eigenes Profil: ganz besondere harmonische Wirkungen, fast ins Bitonale gehend.

Alles in allem: schade, dass es nicht noch mehrere derartig kompakte Orchesterstücke gibt. Nochmals: die Streicher haben es sehr genossen, die Bläser haben sich vielleicht ein bisschen gewundert, dass sie bei dem Wagner-Sohn nicht noch mehr zu sagen hatten.

Walter Schuster